Vereine im Lockdown Der EHC Bayreuth bangt um seinen Nachwuchs

Als Nachwuchs-Eishockey noch auf dem Eis stattfand – und nicht online: Trainer Sebastian Mayer mit einem kleinen Teil seiner Cracks aus dem EHC-Nachwuchs. Foto: Rudi Ziegler

„Ich könnt greina.“ Michael Schwellengreber macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Eigentlich ist perfektes Eishockey-Wetter, Temperaturen um den Gefrierpunkt, die Umgebung des Eisstadions leicht überzuckert, die Eisfläche frisch abgezogen. Wer jetzt keine Schlittschuhe anzieht, ist entweder Couch-Potato, anderweitig sportbegeistert – oder darf einfach nicht. So wie die 150 Aktiven des EHC Bayreuth, bei dem Michael Schwellengreber Vorsitzender ist. „Wenn man weiß, dass die Kinder so gerne aufs Eis gehen würden, nun aber daheim rumsitzen müssen, da blutet mir das Herz.“

 
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Bayreuth - Lediglich 18 Nachwuchsspieler dürfen aktuell im Eisstadion trainieren. Sie sind Teil des erweiterten bayerischen Landeskaders und profitieren von der Ausnahme, dass Kaderathleten in den Profisport fallen. „Zu rechtfertigen ist diese Kadersituation gegenüber all den anderen eigentlich nicht“, sagt Sebastian Mayer, der hauptamtliche Nachwuchstrainer des EHC, „denn infizieren kannst du dich als Kader-Athlet genauso.“

Auch Mayer weiß: Für das Überleben des Vereins sind all die anderen vielleicht sogar wichtiger als die herausragenden Talente. Ohne Eis unter den Kufen ist es aber schwer, die Begeisterung für Eishockey bei allen aufrechtzuerhalten – oder zu wecken und Mitglieder zu rekrutieren. Entsprechend groß ist die Sorge, dass es in diesem Jahr kaum neue Anmeldungen geben wird. Ohne Laufschule für die Kleinsten – keine unterschriebenen Mitgliedsanträge, so lautet die einfache Formel.

Was, wen der Lockdown bis zum Frühjahr dauert?

30 bis 60 Ersttäter tummelten sich laut Sebastian Mayer in der zurückliegenden Saison regelmäßig bei den Laufschul-Einheiten. Im Herbst 2020 waren es 15 bis 25. Die kommen wahrscheinlich wieder, sobald das Trainingsverbot aufgehoben wird. Und vielleicht werden es sogar noch ein paar mehr. Was aber, wenn der Lockdown bis ins Frühjahr hinein, bis zum Ende der Eiszeit verlängert wird? „Dann verlieren wir definitiv Kinder“, sagt Mayer, „eher bei den Neulingen und im Bereich der U20, wo wir ohnehin personelle Probleme haben. Die anderen Altersklassen sind relativ stabil“.

Michael Schwellengreber spricht sogar von einem kompletten Jahrgang, der im schlimmsten Fall verloren gehen könnte, womit die gute Nachwuchsarbeit der vergangenen Jahre konterkariert werden würde. Dass es in dieser Saison noch einmal zu Punktspielen kommen wird, das hat sich der EHC-Vorsitzende ohnehin längst abgeschminkt.

Und so bleibt das Prinzip Hoffnung. „Je eher wir zurückdürfen, desto besser gelingt die Schadensbegrenzung“, sagt er und vermeldet dann doch noch „Positives in dieser besch… Zeit“. Trotz angespannter Kassenlage – laufende Kosten wie Verbandsabgaben, Versicherungen und Gehalt stehen Sponsorenausfällen gegenüber – seien alle Rechnungen bezahlt. Und: Es gibt kaum Kündigungen. Die Mitgliederzahl liege stabil bei um 600. „Wir sind ein Stück weit mehr zusammengerückt sind“, sagt er. „Wie in einer Familie.“

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