Paul Lehmann ist ziemlich fassungslos. Der Gewerkschaftssekretär vom Verdi-Bezirk Oberfranken-West aus Bamberg kann die Entscheidung des Stadtrats vom Mittwoch (18. April) nicht nachvollziehen. Der hatte beschlossen, die „Verordnung über das Offenhalten von Verkaufsstellen in der Stadt Pegnitz aus Anlass der Jahrmärkte“ den Verdi-Wünschen zum Trotz nicht zu ändern.
Lehmann hat sich nun an das Landratsamt gewandt und dort seinen Unmut kundgetan. Verknüpft mit der Aufforderung, die Behörde möge der Stadt für den geplanten Marktsonntag am 6. Mai einen Riegel vorschieben.
Verdi hatte gefordert, die Verordnung müsse angepasst werden. Vor allem mit Blick auf das Gebiet, für das sie gilt. Das sei nämlich zu weit gefasst. Über die Hauptstraße als zentralen Veranstaltungsort hinaus. Der Stadtrat will aber seinen Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden etwas Gutes tun, die Pegnitz als Einkaufsstadt repräsentieren. Deshalb sollte durchaus die gesamte Kernstadt betroffen sein, wenn es darum geht, die Läden aufzusperren.
Paul Lehmann, der am Mittwoch selbst in der Sitzung anwesend war, kann da nur den Kopf schütteln: „Schließlich hatte das Landratsamt die Stadt ja eigens angewiesen, die Verordnung anzupassen.“ Und jetzt werde das einfach ignoriert. Daher habe er sofort beim Landratsamt vorgesprochen und seine Einwände mitgeteilt. Auch, weil die von der Kommune beim Lichtmessmarkt in Auftrag gegebene Umfrage zwar ergeben habe, dass 90 Prozent der Besucher wegen des Marktgeschehens kamen. Aber eben auch, „dass sie überwiegend aus Pegnitz selbst kamen“. Und es müsse nun mal eine überregionale Veranstaltung gegeben sein, um die sonntägliche Öffnung von Geschäften zu rechtfertigen. „Das Ergebnis der Umfrage ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass genau das nicht der Fall ist“, so Lehmann.
Und so bleibe alles beim Alten, was Verdi nicht hinnehmen werde. Weil damit auch Urteile des Bayerischen Verwaltungsgerichts ausgeblendet würden, die die Verdi-Sicht bestätigen. Die betonten, dass ein „enger räumlicher Bezug zum Marktgeschehen gegeben sein muss“.
Die Gewerkschaft erwarte daher vom Landratsamt ein Eingreifen. Ein Drängen darauf, dass veränderte Rahmenbedingungen schon für den Jahrmarkt am 6. Mai gelten. Wenn nicht, rechnet Lehmann mit einer Absage, „in Hof gab es ja erst einen vergleichbaren Fall“. Schade findet Lehmann übrigens, dass er am Mittwoch nicht zum Thema befragt wurde. Habe er doch signalisiert, für Auskünfte zur Verfügung zu stehen.
Herbert Retzer, Sprecher des Landratsamtes, bestätigte gestern: „Ja, die Einwände der Gewerkschaft liegen uns vor.“ Die Behörde werde jetzt noch einmal „das Gespräch mit allen Beteiligten suchen“. Wie sich der Einwurf von Verdi auf den Maimarkt auswirke, lasse sich im Moment noch nicht sagen. Dass das Landratsamt als Rechtsaufsicht ein entscheidendes Wörtchen mitrede, zeige ein aktuelles Beispiel, so Retzer: „Erst heute kam von der Regierung für eine andere Kommune die Aufforderung an uns, Punkte in der dort geltenden Marktordnung zu beanstanden.“