Valentinstag Liebesbriefe von vor 100 Jahren

Brigitte Grüner
Der aus Auerbach stammende Erwin Preininger hat die Liebesbriefe seines Großvaters Friedrich Wittmann an eine junge Frau aus München. Foto: red

Der aus Auerbach stammende Erwin Preininger hat noch die Liebesbriefe seines Großvaters von vor 100 Jahren. Von der Sütterlinschrift hat er sie jetzt in die heutige Schrift auf seinen Computer übertragen.

 
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Auerbach -

Früher war das anders. Friedrich Wittmann, der ursprünglich aus Kürmreuth stammte und später als junger Handwerker in Auerbach lebte, hat Liebesbriefe geschrieben, deren Wortwahl heutzutage nicht mehr üblich ist. Auch die Schrift ist anders und es gehört viel Wissen und Geduld dazu, diese zu entziffern. Die Anfang des 20. Jahrhunderts übliche Schreibschrift wurde nach einem Berliner Grafiker die „Sütterlinschrift“ genannt. Der Volksmund sprach meist nur von der „deutschen Schrift“. Fritz Wittmann schrieb in dieser Handschrift an seine Angebetete. Sein Enkel Erwin Preininger bewahrt die Briefe als Familienandenken auf und hat sie in der lesbaren Schriftart Arial in seinen Computer eingetippt.

In München studiert

Preininger ist 1940 in Auerbach geboren, ging in Hersbruck auf das Gymnasium und studierte später in der Landeshauptstadt. „Münchner geworden, Auerbacher geblieben, denn meine Geburts- und Heimatstadt bleibt Auerbach und mein beruflicher und familiärer Lebensmittelpunkt wurde München“, sagt er über sich. Als seine Mutter noch lebte, war er – ebenso wie seine Schwester Margarete Mix aus Hamburg - regelmäßig zu Besuch in Auerbach.

Junge Frau aus München

Großvater Fritz Wittmann umwarb im Frühjahr 1913 eine junge Frau aus München. Die beiden kannten sich schon flüchtig, denn Margaretha Hasler war in Zogenreuth geboren, war aber als junges Mädchen nach München in Stellung gegangen.Das erste noch erhaltene Schreiben datiert vom 20. April 1913 und richtet sich an „Werthes Fräulein M. Hasler!“ Er sei in der Lage, ein eigenes Geschäft zu besitzen, berichtet der Auerbacher Schreinermeister. Die Rolle der Hausfrau habe seine Schwester übernommen, allerdings „mit erzwungenem Willen von ihr“, da sie lieber in Stellung gehen würde. Daher habe ihm eine Bekannte geraten zu heiraten und auch gleich „das Fräulein Margaretha in gütigster Weise empfohlen“.

Nicht sofort entschieden

Die Umworbene konnte sich allerdings nicht sofort entscheiden, nach Auerbach zu heiraten. Wittmann beteuert, dass er sich in ähnlicher Weise nie einer anderen Frau offenbart habe. „Verzeihens, wenn ich Ihnen belästige, denn ich habe auf Grund Ihrer Erziehung, Bekanntsein Ihrer Eltern und auf Ihre lange Jahre Dienstzeit unter fremden Leuten, hin zur Bekannten gesagt, ja diese Person imponieret mich, das wäre mein Ideal, Ihres sachlichen, ruhigen Benehmens wegen.“ Der Auerbacher umwarb die zehn Jahre jüngere Frau mit beredten Worten.

Schnelle Antwort bekommen

Offenbar hat Fritz Wittmann eine schnelle Antwort bekommen, für die er sich in einem zweiten Brief am 27. April bedankt. Er sei am Vorabend auch bei Margaretha Haslers Eltern gewesen, die sich mit der Verheiratung ihrer Tochter einverstanden erklärt hatten. „Über alles Weitere stellen sie Ihnen die Freiheit zu entscheiden was ich auch lobe und billige, denn das ist Herzenssache.“ Aufrichtig schildert er der Angebeteten die ärmlichen Verhältnisse seines Elternhauses, aber auch seine Zielstrebigkeit mit einem Meisterkurs in Nürnberg und der Prüfung in Amberg. „Habe mir dann noch 1500 Mark Erspartes mein Eigen zu nennen, was für einen Hilfelosen Menschen sauer zu erwerben heißt. Dann möchte ich auch bemerken, dass ich schon 33 Jahre alt bin: nicht, damit Sie getäuscht würden, wenn Sie vielleicht glauben ich sei recht reich, recht jung und schön.“ Alle diese Angaben habe er auch Margarethas Eltern gemacht.

Frau des Herzens

Am 14. Mai schreibt Fritz Wittmann wieder an die Frau seines Herzens, diesmal spricht er sie mit „Liebste Margaretha“ an. Das junge Paar hatte sich kurz zuvor in München getroffen und zwei Tage vor dem Brief wieder verabschiedet. „ Es dünkt mir so schwer ums Herz, als seien es nicht nur Tage, ja sogar schon Monate, denn wo ich gehe und stehe schwebt mir Dein jungfräuliches, holdes Antlitz im Geiste vor Augen“, schreibt der Auerbacher. Er hatte in der Landeshauptstadt auch die Herrschaft seiner späteren Braut getroffen, also die Familie, wo sie in Stellung war. Seine Schwester sei bereit, dort in den Dienst zu treten, wenn Margaretha sich in Auerbach verheiratet. Wittmann lud noch ihre Eltern ein, um sein Haus zu sehen und bat sie darum, sich über seine Familie und sein Pflichtbewusstsein zu erkundigen. Der Brief endet mit den Worten „In Treue und Liebe Deiner gedenkend grüßt Dich vielmals D.F.W.“.

Nach drei Monaten war Hochzeit

Am 18. Juli, rund drei Monate nach dem ersten Brief, fand die Hochzeit statt. 1914 kam Tochter Elisabeth zur Welt, ein Jahr später Walburga. Sohn Philipp wurde 1926 geboren. Die Brautwerbungsbriefe hat Erwin Preininger von seiner Mutter bekommen. Er selbst wird sie an seine Tochter übergeben.

Auch das Auerbacher museum34 konnte schon von Erbstücken der Familie profitieren und historische Exponate in die Ausstellung integrieren. Ebenso konnte Preininger Unterlagen für die Auerbacher Häuserchroniken an Hans-Jürgen Kugler liefern, und erhielt von ihm Unterstützung bei der Aktualisierung des Stammbaums seines Vaters.

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