51 mögliche Verfahren aus den Tipps des Ex-V-Manns
Doch Hauptkommissar Stephan M. fand heraus, dass der Ex-V-Mann nicht gelogen hatte – auch bei einer langen Reihe von Straftaten der „Bandidos“, die Mario F. dem LKA gemeldet hatte – und die nicht weiterverfolgt wurden. Für Stephan M. ein klarer Verstoß gegen das Legalitätsprinzip: „Als Polizeibeamter muss ich was tun. Und wenn ich meinen V-Mann nicht verbrennen will, dann lege ich trotzdem eine Akte an und spreche das ab. Dann kann ich die Akte später immer noch rausholen.“ Insgesamt sind es 51 Fälle, die laut Stephan M. für Ermittlungsverfahren geeignet sind. In einigen ist der Verdacht bereits erhärtet, denn Mario F. war für die Regensburger Kripo der entscheidende Zeuge, mit der kriminellen Rockerbande aufzuräumen: Hochrangige „Bandidos“, allen voran Präsident Ralf K., legten Lebensbeichten ab, um Strafrabatt zu bekommen. Die Regensburger „Bandidos“ existieren nicht mehr.
Anwälte: "Erschreckend" und "skandalös"
Im Baggerfall ordnete ein Amberger Oberstaatsanwalt die Einstellung des Verfahrens gegen Mario F. an – aufgrund falscher Informationen. Der 55-Jährige ist mittlerweile Leiter der Amberger Behörde und bestätigt als Zeuge: Ihm sei der Baggertransport stets als legal dargestellt worden. Dass Beamte seiner Kripo vom LKA manipuliert worden seien, wollte der Zeuge nicht weiter kommentieren, außer mit diesem Satz: „Man hätte mir die wahren Umstände unbedingt sagen müssen.“
Die Verteidiger von Mario F. verurteilten die LKA-Machenschaften. Anwalt Alexander Schmidtgall nannte es „äußerst erschreckend“, wie die Amberger Staatsanwaltschaft ausgetrickst wurde. Sein Kollege Hans-Jochen Schrepfer sagte: „Skandalös“.
Der Prozess wird fortgesetzt. Am 10. März ist V-Mann-Führer Norbert K. als Zeuge geladen, nachdem ein erster Vorladungstermin Anfang Februar nicht zustande gekommen war. Ob er etwas aussagt, ist unklar. Er hätte, weil er sich nicht selbst belasten muss, ein Aussageverweigerungsrecht.