USA: Kinder von Ikea-Kommoden erschlagen

Mehrere Kleinkinder in den USA sterben, weil Ikea-Kommoden umstürzten. Der Konzern ruft Millionen Schränke zurück. In Europa sieht Ikea keinen Grund dafür - und verkauft die Kommoden weiter. Warum?

 
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Ikea in den USA: Der weltgrößte Möbelverkäufer ruft Millionen von Kommoden zurück, weil Kinder von umstürzenden Möbelstücken erschlagen wurden. Auf den Handel Deutschland hat das keine Auswirkungen. Archiv: dpa Foto: red

Nach dem Tod mehrerer Kleinkinder in Nordamerika zieht der Möbelriese Ikea 36 Millionen Kommoden zurück. In Europa werden die Möbelstücke dagegen weiter verkauft, denn nach den hiesigen Vorschriften sind sie sicher, wie eine Sprecherin am Mittwoch sagte. „Ikea-Kommoden sind sicher, wenn sie nach Anleitung an der Wand befestigt werden“, schrieb das Unternehmen in einer Mitteilung.

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Auch Kunden sind in der Pflicht

In den USA gebe es einen freiwilligen Sicherheitsstandard der Industrie, der für freistehende Kleiderschränke gelte. „Ikea hat den Standard für freistehende Schränke nicht angenommen, weil Ikea-Kommoden an der Wand befestigt werden sollen“, sagte die Sprecherin. Das Unternehmen nahm auch seine Kunden in die Pflicht: „Wir haben keine Informationen über Kipp-Unfälle mit ordnungsgemäß verankerten Kommoden.“

Sechs tote Kinder

Nach den Vorfällen in Nordamerika habe man sich aber mit der US-Verbraucherschutzbehörde CPSC auf den Rückruf verständigt. Die Behörde macht die Möbelstücke für den Tod von sechs Kleinkindern verantwortlich.

Fälle reichen zurück bis ins Jahr 1989

Im Februar sei ein 22 Monate alter Junge im US-Bundesstaat Minnesota ums Leben gekommen, weil eine Malm-Kommode auf ihn gefallen war, hieß es in einer Mitteilung der Behörde. 2014 gab es zwei Todesfälle in den Bundesstaaten Pennsylvania und Washington. Die anderen drei Fälle liegen nach Angaben der Behörde länger zurück. So starb ein 20 Monate altes Mädchen im Jahr 1989.

Malm-Kommode und Regale mit Schubladen

Von dem Rückruf betroffen waren neben verschiedenen Ausführungen der Malm-Kommoden auch noch andere Regale mit Schubkästen. Nach Angaben der CPSC waren in den USA in den vergangenen Jahren rund 29 Millionen Stück von ihnen verkauft worden, in Kanada 6,6 Millionen.

Vierter Rückruf in einem Monat

Es ist in diesem Monat schon das vierte Mal, dass Ikea mit Rückrufen in die Schlagzeilen gerät. Erst am Montag hatte das Möbelunternehmen dunkle Schokolade zurückgerufen, weil der Milch- und Haselnussgehalt auf den Packungen nicht ausreichend angegeben war. Weil sich das Treppengitter „Patrull“ in mehreren Fällen unerwartet geöffnet hatte, bat Ikea seine Kunden, es wegen Sturzgefahr zurückzubringen. Anfang des Monats hatten die Schweden Kühl- und Gefrierschränke zurückgerufen, weil sich Benutzer einen Stromschlag holen könnten.

dpa