Beim Parteitag im August in Chicago soll Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei gekürt werden. Die nötigen Delegiertenstimmen dafür hat er bereits bei den Vorwahlen gesammelt - der Krönungsparteitag ist zumindest bisher reine Formsache. Theoretisch ist es aber möglich, dass die Partei kurzfristig umsattelt und Biden aus dem Rennen nimmt. Dafür müsste Biden aber selbst den Weg freimachen und zurückziehen. Beobachter halten das für unwahrscheinlich. Und selbst wenn dieser Fall einträte, stellt sich die Frage, wer Biden nachfolgen könnte im Duell gegen den 78 Jahre alten Trump.
Suche nach potenzieller Alternative schwierig
Die natürliche Nachfolge wäre Vizepräsidentin Kamala Harris. Die 59-Jährige ist allerdings sehr unpopulär und dürfte kaum die erste Wahl sein. Ob sie freiwillig Platz machen würde, ist völlig offen. Ein Name, der fällt, ist Gavin Newsom. Der 56 Jahre alte Gouverneur des liberalen US-Bundesstaats Kalifornien schielt schon länger aufs Weiße Haus. Doch ob der eloquente Vollblutpolitiker, der einst Bürgermeister von San Francisco war, bei der ländlichen Bevölkerung punkten könnte, ist fraglich. Auch Gretchen Whitmer, die 52 Jahre alte Gouverneurin des Bundesstaats Michigan, wird als Option genannt. Die Juristin kann eine lange Karriere in der Politik vorweisen und zählt zum Führungszirkel der Demokratischen Partei. Wegen ihrer verhältnismäßig strikten Coronapolitik ist sie zum Feindbild vieler Republikaner geworden.
Als Lichtgestalt gilt für viele Demokratinnen und Demokraten Michelle Obama, die frühere First Lady und Ehefrau von Ex-Präsident Barack Obama. Rufe danach, dass die 60-Jährige ins Rennen ums Weiße Haus einsteigen soll, gibt es immer wieder. Sie hat das stets zurückgewiesen. Eine plötzliche Meinungsänderung gilt als sehr unwahrscheinlich. Viele Beobachter tun die Diskussion über eine Alternative zu Biden ohnehin als bloßes Gedankenspiel ab. Zum einen sei es viel zu kurzfristig, rund vier Monate vor der Wahl auf ein neues Pferd zu setzen, heißt es. Zum anderen denke Biden gar nicht daran, das Handtuch zu werfen.
First Lady Jill Biden hat bedeutende Rolle
In den Fokus rückte dabei zuletzt auch First Lady Jill Biden. Ein Videoschnipsel von ihr nach der Debatte sorgte für Spott. Darin lobte sie ihren Ehemann nach dem Duell überschwänglich dafür, dass er "alle Fragen beantwortet" habe. Die Bidens sind seit 47 Jahren verheiratet. Jill Biden gilt als engste Vertraue des US-Präsidenten, das Wort der 73-Jährigen hat Gewicht. Sie stellte sich nach dem verpatzten TV-Duell demonstrativ hinter ihren Ehemann. "Joe ist nicht nur die richtige Person für diesen Job", sagte sie am Samstag bei einem Spendensammel-Event. "Er ist die einzige Person für den Job."