Trump fischt auch am rechten Rand. Immer wieder tut er sich schwer damit, Rechtsradikale eindeutig zu verurteilen. Nachdem in Charlottesville im Bundesstaat Virginia 2017 eine Gegendemonstrantin auf einem Neonazi-Aufmarsch getötet worden war, sagte Trump, es habe auf beiden Seiten «sehr gute Menschen» gegeben. Es dürfte kein Zufall sein, dass Trump in europäischen Staaten Umfragen zufolge besonders unter Rechtspopulisten Zuspruch genießt.
Schlecht ausgebildete mänliche Weiße
Nach einer Statistik des Instituts Pew hat Trump in den Vereinigten Staaten die meisten Unterstützer unter schlecht ausgebildeten männlichen Weißen. Besonders diese Bevölkerungsgruppe ist es, die angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung in den USA befürchten muss ins Hintertreffen zu geraten. Trumps Horrorszenarien vor einer «Invasion» von Migranten, vor einer Explosion der Kriminalität, vor marodierenden linken Horden, vor einer Zerstörung der Vororte fallen bei ihr auf fruchtbaren Boden.
Trump - für maßlose Übertreibungen berüchtigt - warnte im Wahlkampf vor einem Ende der USA in ihrer jetzigen Form, sollte Biden gewinnen. «Ich bin das Einzige, was zwischen dem amerikanischen Traum und totaler Anarchie, Wahnsinn und Chaos steht», sagte er. Zur Wahl stünde «der amerikanische Traum gegen ein sozialistisches Drecksloch». Vor allem auf dem Land verfangen Trumps Warnungen vor einem Sozialismus nach dem Vorbild Venezuelas, sollten die Demokraten an die Macht kommen - auch wenn Biden aus europäischer Sicht wohl eher als gemäßigter Sozialdemokrat durchgehen würde.
Er könnte alles tun
Das Phänomen Trump hat aber auch eine psychologische Seite. Kritiker vergleichen die Zuneigung von Trumps Hardcore-Anhänger mit einem «Kult». Viele seiner Unterstützer verehren ihn in einem Maße, wie man es eher aus autoritären Staaten kennt. Bei seiner Wahlkampfauftritten skandierten sie nicht nur «four more years» - vier weitere Jahre Trump im Weißen Haus -, sondern auch «we love you», «wir lieben Dich». In einer Umfrage der Universität Monmouth im vergangenen Jahr sagten 62 Prozent der Trump-Anhänger, sie könnten sich nichts vorstellen, was der Präsident tun könne, um ihre Unterstützung zu verlieren. Das entsprach einem guten Viertel aller Befragten.
Trump weiß um die Loyalität seiner Anhänger. Als er sich 2016 um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bewarb, machte er einen Scherz, der aber einen wahren Kern hatte. «Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen, und ich würde keine Wähler verlieren», sagte er damals. «Es ist einfach unglaublich.»