Thomas Cook geriet immer wieder in finanzielle Schieflage
Während bei Pauschalreisenden aus Deutschland im Fall einer Insolvenz des Veranstalters ein Versicherer einspringt, bezahlt in Großbritannien der Staat für die Rückholung gestrandeter Urlauber aus dem Ausland. Thomas Cook verhandelte zuletzt mit Investoren über weiteres Kapital in Höhe von rund 200 Millionen Pfund für seine Sanierungspläne. Diese kämen zu einem bereits ausgehandelten 900 Millionen Euro schweren Rettungspaket hinzu. Thomas Cook verhandelte zum einen mit dem chinesischen Mischkonzern Fosun, der den Tui-Konkurrenten übernehmen wollte, aber auch mit Banken und Anleihegläubigern. Thomas Cook war in den vergangenen Jahren immer wieder in Schieflage geraten. Bereits im Jahr 2012 retteten mehrere Banken den Konzern mit frischem Geld nach immensen Abschreibungen auf das britische Geschäft und IT-Systeme. Auch dadurch sitzt Thomas Cook auf einem Schuldenberg in Milliardenhöhe und ächzt unter der hohen Zinslast. Der jüngste Preiskampf im Reise- und Fluggeschäft kam erschwerend hinzu, ebenso anhaltende Unsicherheit rund um den Brexit, die die Urlaubsfreude der britischen Kundschaft dämpft.
Konzern stellt alles zum Verkauf
Um dringend benötigtes Geld zu bekommen, hatte der Konzern im Februar sogar seine Fluggesellschaften samt Condor zum Verkauf gestellt. Im Juli blies er das Vorhaben wieder ab und präsentierte stattdessen einen umfangreichen Rettungsplan mit Investoren - der nun scheiterte. Das Sommerhalbjahr bis Ende September werde deutlich schwächer als 2018, hatte Konzernchef Fankhauser Mitte Juli erklärt - und die Vorlage der Quartalszahlen abgeblasen. Dass es noch immer keine Klarheit über den Brexit gibt, dürfte die Lage noch verschärft haben. Großbritannien ist neben Deutschland der wichtigste Absatzmarkt für Thomas Cook.
Peter Fankhauser, Geschäftsführer von Thomas Cook, kommentierte:
"Wir haben in den letzten Tagen intensiv daran gearbeitet, die noch offenen Punkte einer Vereinbarung zur Zukunftssicherung von Thomas Cook für seine Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten zu lösen. Obwohl ein Abkommen weitgehend vereinbart war, stellte eine in den letzten Tagen der Verhandlungen geforderte zusätzliche Fazilität eine Herausforderung dar, die sich letztendlich als unüberwindbar erwies.
"Es ist für mich und den Rest des Vorstands sehr bedauerlich, dass wir nicht erfolgreich waren. Ich möchte mich bei unseren Millionen von Kunden und Tausenden von Mitarbeitern, Lieferanten und Partnern entschuldigen, die uns seit vielen Jahren unterstützen. Trotz der großen Unsicherheit der letzten Wochen haben unsere Teams die Kunden weiterhin an die erste Stelle gesetzt und gezeigt, warum Thomas Cook eine der beliebtesten Marken im Reisebereich ist.
"Generationen von Kunden haben Thomas Cook ihren Familienurlaub anvertraut, weil unsere Mitarbeiter unsere Kunden im Mittelpunkt des Unternehmens gehalten haben und den Innovationsgeist unseres Gründers aufrechterhalten haben. "Dies ist ein zutiefst trauriger Tag für das Unternehmen, das Pauschalreisen vorangetrieben und Millionen von Menschen auf der ganzen Welt Reisen ermöglicht hat." Die Gesellschaft hat beantragt, dass ihre Stammaktien mit sofortiger Wirkung von der Notierung im Premiumsegment der Amtlichen Liste der EZV und vom Handel am Hauptmarkt der Londoner Börse ausgeschlossen werden.