Und auch die Performancekünstlerin in der Gegenwart taugt nicht zur Hoffnungsträgerin. Sie hat sich Hals über Kopf verloren in einem perversen Kunstprojekt zum "Schwerpunkt Afrika": Mit einer "beispiellosen Summe" von einer Bank ausgestattet will sie das Heidelberger Elefantenhaus zuschütten mit Erde aus einer ebenso großen Grube in "Afrika". In "Der sechste Kontinent" gebe es einen "durchaus selbstironischen Blick auf den Kunstbetrieb", sagt Regisseur Bernhard Mikeska vom Kollektiv Raum+Zeit, das für die Produktion mit dem Theater zusammengearbeitet hat.
Denn das Stück setzt sich nicht nur mit Machtverhältnissen und Kolonialisierung auseinander, sondern auch mit der Schwierigkeit, Kunst darüber zu machen. "Es ist ein Konflikt, der heute sehr schnell vermint ist, der sehr schnell an Punkte geht, wo man sich fragt, wie man eigentlich darüber spricht. Und das ist für Theater total interessant", sagt Schneider. "Da ist so viel Sprengstoff drin, dass Theater - dessen Grundwährung ja der Konflikt ist - sich ganz wohl fühlt in der Auseinandersetzung damit." Pädagogisch wolle man sich aber nicht verhalten, sagt Schneider. "Ich glaube, wir müssen ein bisschen darüber nachdenken", sagt Zuschauerin Steffi Beinert über das Stück.
Und die drei Elefantenbullen Tarak, Yadanar und Ludwig? Die mussten - vom Menschen vertrieben - während der Aufführung für ein paar Stunden in ihr Außengehege ausweichen. "Wir haben sehr flexible Elefanten", sagt der Tierpfleger Tobias Kremer. Am Anfang der Probenzeit hätten sie zwar noch gestaunt: "Ups! Da gibt's ja ne Veränderung!" Sie hätten sich aber schnell umgewöhnt: "Alles klar: Veränderung ist gar nicht so schlimm."