Klemens Jakob, der bei der IHK für das Thema Unternehmensnachfolge verantwortlich ist, sieht den Nachfolgerclub als wichtigen Mittler: „Die Zahl der erfolgreichen Unternehmensübergaben, die wir als IHK betreut haben, ist in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen.“ 2009 waren es ihm zufolge erst neun, im vergangenen Jahr bereits 135.
Langfristige Vorbereitung
Die IHK zu Coburg schätzt, dass sich zehn bis 15 Prozent ihrer rund 8000 Mitgliedsunternehmen in den nächsten fünf Jahren mit der Suche nach einem Nachfolger befassen müssen.
Ein Schlüsselfaktor ist aus Sicht der Kammer eine langfristige Vorbereitung: Etwa drei bis zehn Jahre vor der geplanten Übergabe sollte der Inhaber damit beginnen, sein Unternehmen fit für die nächste Chef-Generation zu machen.
Unternehmer Volkmar Helfrecht kann das nur unterstreichen: „Je eher sich die Betroffenen diesem Thema stellen, strukturiert vorgehen und drohenden Gefahren begegnen, desto mehr Zeit, Geld und Ärger bleiben erspart.“ Es müsse einen gemeinsamen Plan geben, wie und zu welchem Zeitpunkt die Übergabe erfolgen soll.
Entscheidend sei es, dass der Firmeninhaber emotional bereit sei, die Verantwortung in jüngere Hände zu legen. „Dazu gehört es, zu akzeptieren, dass der Nachfolger auch mal Entscheidungen treffen wird, mit denen man nicht so einverstanden wäre.“
In der Praxis gebe es nicht selten einen „richtigen Eiertanz“ – entweder einen Chef, der sich scheue, Verantwortung abzugeben oder einen potenziellen Nachfolger, der nicht klar deutlich mache, dass er auch wirklich für seine neue Aufgabe brenne.
Für Helfrecht ist es ebenfalls bedeutend, dass die Nachfolgelösung auch von Anteilseignern des Unternehmens, der Führungsmannschaft, den Mitarbeitern und von wichtigen Kunden, Lieferanten und Fremdkapitalgebern mitgetragen wird.
Politik in der Pflicht
Die IHK für Oberfranken nimmt auch die Politik in die Pflicht. Diese könne die Unternehmensnachfolge „spürbar erleichtern“ und damit Menschen mehr Lust auf Unternehmertum machen, findet IHK-Bereichsleiter Wolfgang Bühlmeyer.
So müsse die Erbschaftsteuer endlich berechenbar gemacht werden. „Die Unsicherheiten bei der Anwendung des neuen Erbschaftsteuergesetzes bleiben für viele mittelständische Unternehmen ein Ärgernis.“
Aber auch die bürokratischen Hemmnisse seien nach wie vor eine Herausforderung. 57 Prozent der unternehmerisch Interessierten, die sich in Deutschland von einer IHK beraten lassen, bezeichneten Bürokratie als größtes Hindernis.
Volkmar Helfrecht hat sich selbst von solchen Widrigkeiten nicht abschrecken lassen. Man müsse sich im Klaren darüber sein, worauf man sich einlasse. „Wer Unternehmer sein will, der muss eine große Portion Hartnäckigkeit und viel Leidenschaft mitbringen.“