Unteres Tor: "Abschreckend und abstoßend“

Von Thorsten Gütling

Für manch einen Touristen ist es das erste, was er vom Stadtzentrum sieht: Wer vom Hotel Rheingold aus zu einer Erkundungstour in die Innenstadt aufbricht, der geht durch die Unterführung Unteres Tor. Und die gibt ein Bild ab, das den Hotelbetreiber um seine Bewertungen im Internet fürchten lässt.

 
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Achim Porsch leitet das Hotel Rheingold. Immerhin 146 Zimmer gilt es zu vermieten. Im benachbarten H4-Hotel kommen nochmal über 100 dazu. Auch viele der Gäste dort nutzten die Unterführung als Eingangstor zur Maxstraße. Vor zwei Jahren, als die Gäste das Rheingold wegen des Zustands des Tunnels zunehmend schlechter bewerteten, wandte er sich an die Stadt. Seitdem wird die Unterführung häufiger gereinigt. Porsch bezeichnet den Durchgang aber immer noch als „armselig“ und als ein „Trauerspiel“.

Irgendeine Rolltreppe ist immer kaputt

Alle vier Rolltreppen zusammen funktionieren eigentlich nie, sagt Porsch. An einigen Lampen fehle die Abdeckung, vor allem nach den Wochenenden sammelten sich Müll und menschliche Exkremente, und von Ausstellungsvitrinen, wie einmal angedacht, seien die Schaukästen in der Unterführung weit entfernt. Das Rheingold, sagt Porsch, habe sich schon einmal um die Nutzung der Schaufenster als Werbeflächen beworben. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sich das Allgemeinbild dieser Unterführung wesentlich bessere.

"Mit ein paar Bildern nicht zu kaschieren"

Stattdessen kümmert sich seit drei Jahren die Bayreuther Marketing- und Tourismus-GmbH (BMTG) um die Schaufenster. Aktuell sind noch die Plakate zu sehen, die im vergangenen Jahr die Vorfreude auf die Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses steigern sollten und der Geschäftsführer der BMTG, Manuel Becher, sagt: „Ideelle Kunst, wie von Schülern gemalte Bilder, sind dort möglich, aber nichts wertvolles, was sich der ein oder andere vielleicht auch gerne ins Wohnzimmer hängen würde.“

Zufrieden mit dem Zustand der Unterführung ist auch Becher nicht. „Das müsste grundsätzlich angepackt werden“, sagt Becher und die Probleme des Durchgangs seien „mit ein paar Bildern nicht zu kaschieren, das weiß eigentlich jeder.“

Stadtrat Torsten Lange findet deutliche Worte

Auch im Stadtrat war der Durchgang vor wenigen Tagen Thema. Torsten Lange, Stadtrat der Fraktion Bayreuther Gemeinschaft (BG), vermutete: „Dass die Tiefgarage Unteres Tor nur von relativ wenigen Bürgern angenommen werde, habe auch mit dem Zustand der angrenzenden Unterführung zu tun. Sowohl der Ausgang aus der Tiefgarage in die Unterführung, als auch die Unterführung selbst machten einen „desolaten, abschreckenden, ja abstoßenden Eindruck“. Die Rolltreppen seien anfällig und der Behindertenaufzug mache einen „vorsichtig ausgedrückt, mitgenommenen Eindruck“. Für einen Eingang in die Innenstadt sei die Situation „völlig unbefriedigend“, sagt Lange. Der Stadtrat fordert eine Grundreinigung und Ertüchtigung der Unterführung, häufigere Kontrollen sowie eine bessere Nutzung der Schaufenster zugunsten der Stadt.

10.000 Euro für Reinigung im Jahr

Aus dem Tiefbauamt heißt es, nach dem Bürgerfest werde eine Grundreinigung in Auftrag gegeben. Sollte eine solche einmal im Vierteljahr erfolgen, müsste der Stadtrat dafür etwa 15.000 Euro bereitstellen. Zweimal in der Woche fänden aber schon jetzt Kontrollen durch Mitarbeiter des Tiefbauamtes statt. Dabei würden kleinere Reparaturen erledigt. Die Unterführung werde außerdem täglich, bis auf sonntags, von einer Reinigungsfirma gekehrt und zweimal pro Woche nass gereinigt.

Würde das häufiger gemacht, könnte es zu einer Verbesserung der Situation führen, wäre aber mit erheblichen Mehrkosten verbunden, heißt es aus dem Tiefbauamt. 10.000 Euro lässt sich die Stadt die Reinigung der Unterführung jedes Jahr kosten. Dazu kommen etwa 10.000 bis 20.000 Euro für die Wartung und Reparatur der Rolltreppen. Die würden immer wieder mutwillig beschädigt, sagt der Leiter des Tiefbauamtes, Norbert Hübner.

Seine Frage, wie die Schaufenster attraktiver gestaltet werden könnten, sieht Lange nicht beantwortet. „Es gibt keine Idee“, sagt der Stadtrat und schlägt vor, die Vitrinen für Preisausschreiben zu nutzen oder zur Ausstellung und Bewertung von Schülerkunstwerken. Zusammen mit einer LED-Beleuchtung, die die Farbe wechseln könne, könnten so mehr Menschen in die Unterführung gebracht und der Ort damit sicherer werden.

Laut Polizei keine Gefahr

Eine Gefahrenstelle ist die Unterführung nach Meinung des Sprechers der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt, Harald Stadter, aber nicht. Der Tunnel sei zwar nicht besonder attraktiv, der Polizei sei er als Brennpunkt aber nicht bekannt. Dass Passanten vor allem nachts lieber den Weg über den Ring als durch den Tunnel wählten, liege Stadter zufolge an den Eigenheiten einer Unterführung: Sie sei wenig frequentiert und schlecht einsehbar.

Zwielichtige Gestalten

Daher glaubt auch Achim Porsch, der Leiter des Hotel Rheingold, nicht, dass sich die Probleme dort lösen lassen. Unterführungen zögen nun mal zwielichtige Gestalten an. Immerhin: Seit die Unterführung nicht mehr in einem so schlechten Zustand sei wie noch vor zwei Jahren, ließen die Hotelgäste ihren Frust darüber nicht mehr bei der Hotelbewertung im Internet ab. „Die Leute projizieren das jetzt wieder auf die Stadt und nicht mehr aufs Hotel“, sagt Porsch.

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