Universität Bayreuth Alles rund um den Sport interessiert

Drei der vier Neuen am Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaft (von links): Tim Ströbel (Marketing und Sportmanagement), Othmar Moser (Exercise Physiology and Metabolism) und Manuel Steinbauer (Sportökologie) Foto: /Andreas Harbach

Innovativ, nachhaltig und gesundheitsorientiert: So beschreibt die Universität Bayreuth ihr Bayreuther Zentrum für Sport (BaySpo). Vier neue Professoren stehen mit ihrer Forschung genau dafür.

 
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Am Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaft (BaySpo) sind aktuell zehn interdisziplinäre Arbeitsbereiche aus Sport-, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaft angeschlossen. Dazu gehören auch der Arbeitsbereich „Theorie und Praxis der Sportarten und Bewegungsfelder“ und der Hochschulsport.

Das Zentrum widmet sich insbesondere der nachhaltigkeits- und gesundheitsorientierten Forschung zu Sport und Bewegung. Alles rund um Sport, ob Dienstleistungen, Produkte und Organisationen, interessiert die Wissenschaftler. Genauso wie Sport als Spiel, Bewegung und Freizeitaktivität in der Natur. Ebenso steht die Frage, wie Bewegung, Training und Ernährung zur Förderung von Gesundheit und zur Vermeidung von Erkrankungen beitragen, im Fokus.

Gründungsfach der Universität Bayreuth

Vergangene Woche stellte sich das Zentrum mit seinen neuesten Forschungsgebieten am Campus vor. Ökologische und ökonomische Aspekte des Sports, soziale und technologische Neuerungen spielten dabei eine Rolle. Die Universität profitiert hier von ihrer bekannten Stärke der interdisziplinären Zusammenarbeit. Wie Kanzlerin Nicole Kaiser darstellte, gehört die Sportwissenschaft zu den Gründungsfächern der Universität Bayreuth. Der erste Lehrstuhl wurde 1979 mit Professor Klaus Zieschang besetzt. Bereits damals sei der Sport in die Kulturwissenschaftliche Fakultät eingegliedert und mit anderen Fakultäten verbunden worden. Die Forschung zeige bis heute das Potenzial von Sport und Bewegung an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt auf.

Innovation und Technik für mehr Gesundheit

Professor Markus Kurscheidt, Direktor des Bayreuther Zentrums für Sportwissenschaft (BaySpo), beschrieb das Zentrum als neues Dach für die Angehörigen verschiedener Fakultäten. Die formale Gründung habe im März stattgefunden, nun könne die Einweihung erfolgen. Die Sportwissenschaft in Bayreuth habe deutschlandweit Maßstäbe gesetzt. Dies wolle sie auch in Zukunft tun und neue Akzente setzen. „Ich kenne national und international keinen anderen Standort, der so vernetzt und inter- und multidisziplinär aufgestellt ist“, sagte Kurscheidt. Als Schwerpunkte nannte er Innovation und Technik, Gesundheit und Krankheit sowie Nachhaltigkeit und Verantwortung. Er dankte auch Oberbürgermeister Thomas Ebersberger als Vorsitzendem des Sportkuratoriums der Stadt Bayreuth, und Wolfgang Lüdtke, Vorsitzender des Stadtsportverbands, für die Unterstützung. Die Kontakte zu Leistungssportlern wie zu Anne Haug, die von Othmar Moser betreut werde, oder zu Traditionsvereinen wie dem FC St. Pauli oder dem 1. FC Nürnberg würden bestehen bleiben und weiter ausgebaut werden.

Outdoorsport und die Folgen für die Natur

Die neu gewonnenen Kollegen Manuel Steinbauer (Sportökologie), Tim Ströbel (Marketing & Sportmanagement), Franz Konstantin Fuß (Biomechanik) und Othmar Moser (Exercise Physiology and Metabolism) bekamen Gelegenheit, sich und ihre Forschung in Kurzvorträgen vorzustellen. So befasst sich Manuel Steinbauer mit Outdoorsportarten wie Bergsteigen, Ski fahren, Mountainbiken, Wandern und Klettern und deren Folgen für die Natur. Nicht nur Sport und Fitness, sondern deren Folgen für das Klima und die Biodiversität stehen im Mittelpunkt. Zugleich geht es um Digitalisierung und nachhaltigen Tourismus, wie bei dem Projekt Digital Ranger, das eine naturschonende, digitale Tourenplanung ermöglichen soll. Wie sich der Kanusport auf der Regnitz auf das Vorkommen des Eisvogels auswirkt, ist ein anderes Forschungsvorhaben, das Steinbauer betreut. Auch hier werden moderne Technologien genutzt, um die Folgen für das Ökosystem sichtbar zu machen.

Über den Wert einer Marke im Sport

Mit Sportclubs und ihrem Wert als Marke beschäftigt sich unter anderem Tim Ströbel, der 2020 an die Universität Bayreuth zurückkehrte. Die Qualität der Dienstleistung beeinflusse die Kundenzufriedenheit und damit den Wert der Marke. Auf Fans übertragen bedeute dies, dass die Leistung und die Atmosphäre im Stadion die Identifikation und Loyalität beeinflussten. Neben dem finanziellen Wert gebe es immer einen sozialen Wert. Das könne wie beim FC St. Pauli so weit führen, dass die Fans den Verein als ihr Eigentum ansehen. „Die Marke ist ein Produkt der Fans.“

Höchstleistung dank besseren Sportgeräten

Ein Experte in Sachen Sportengeneering ist Franz Konstantin Fuß, der lange in Australien forschte. Er berichtete von erstaunlichen Entwicklungen und Erfolgen. Athleten konnten zu noch besseren Höchstleistungen dank verbesserter Sportgeräte gebracht werden. Zum Beispiel beim Kletterweltcup in Singapur, bei dem die Griffe optimiert wurden. Auch im Rollstuhlsport, beim Rugby oder Snowboardsport erzielte Fuß beeindruckende Ergebnisse in der Zusammenarbeit mit den Teams. Die Aerodynamik von Textilien, die Sohlen von Laufschuhen oder Cricket-Bällen: Überall konnten dank der Berechnungen der Biomechaniker die Leistungen gesteigert werden.

Diabetes und Sport

Die Motivation, Menschen zu helfen, stand am Beginn der Forschungen von Othmar Moser. Der Österreicher ist Spezialist für Diabetes-Patienten. Dabei habe er die Erfahrung gemacht, dass die richtige Einstellung Leben retten könne. Bei Sportlern und erhöhter physischer Aktivität sei dies besonders wichtig. Moser kam mit erst 33 Jahren als Professor nach Bayreuth. Davor wirkte er in Innsbruck und Graz an zahlreichen Studien mit. Dabei erarbeitete er mit Kollegen internationale Richtlinien für Diabetiker- und Leistungssport. Mit der Sportmedizin ergebe sich ein direkter Bezug zu den Medizinstudenten am Medizincampus Oberfranken, die er gerne mit betreuen werde, so Moser. Die Sportphysiologie und die Trainingswissenschaft böten interessante Forschungsfelder.

Nach einer kurzen Podiumsdiskussion mit Susanne Tittlbach (Sozial- und Gesundheitswissenschaften) war man sich einig: Der Sport ist und bleibt immer der Ausgangspunkt für alle weiteren Forschungen.

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