Universität Bayreuth Friedensgespräche: Wege aus der Krise

Das erste Friedensgespräch: Unser Bild zeigt (von links) Jana Hönke (Soziologie Afrikas), Stefan Ouma (Wirtschaftsgeographie), Foto: Ute Eschenbacher

Die Inflation, der Ukraine-Krieg, die Corona-Krise, der Klimawandel – die Welt ist im Daueralarmzustand. Wie kann die Wissenschaft dazu beitragen, die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern?

An der Universität Bayreuth hat sich vor diesem Hintergrund ein Netzwerk für Friedens- und Konfliktforschung gegründet. Dabei stellt es sich Fragen wie: Hilft die Forschung, die Ursachen und die Dynamik von Konflikten besser zu verstehen? Können wissenschaftliche Beiträge Strategien der Konfliktlösung entwickeln und fördern – und sollte dies überhaupt Ziel der Forschung sein?

Zum Auftakt der „Bayreuther Friedensgespräche“ am Dienstagabend luden am Netzwerk beteiligte Forscher und Forscherinnen zu einer Diskussionsrunde auf dem Campus ein. Daran beteiligt waren die Professoren Jana Hönke (Soziologie Afrikas) und Stefan Ouma (Wirtschaftsgeographie) sowie Florian Kühn (Internationale Beziehungen) und Geschichtswissenschaftlerin Julia Eichenberg vom Institut für Fränkische Landesgeschichte. Sie zeigte am Beispiel des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auf, wie hier versucht wird, aus der Ukraine ein Land ohne eigene Geschichte zu machen.

Historisch blinde Flecken

Russen und Ukrainer hätten dieselbe Sprache, Kultur und Geschichte und seien nur durch die Politik getrennt worden. Ein Narrativ, das häufig von Großmächten häufig benutzt werde, um Grenzen gewaltsam zu verändern. Eine andere Frage sei, so Eichenberg, an was sich Menschen erinnern und an was nicht. Denn Propaganda und eine einseitige Sichtweise könnten für „historisch blinde Flecken“ sorgen, wie anhand des Zweiten Weltkrieges deutlich werde.

Das Kennzeichen von Krisen sei, dass sie einen Ausnahmezustand darstellten, sagte Kühn. Doch mittlerweile sei die Krise zum Normalzustand geworden. Dabei könne analysiert werden, wer von einer Krise profitiere und welche Krise Aufmerksamkeit bekomme und welche nicht. So sei die Situation in Afghanistan anscheinend nicht mehr von europäischem Interesse. Kühn stellte fest: „Wissenschaft kann erklären, aber nicht die Arbeit der Politik machen.“ Auch die Folgen von Kriegen auf die Umwelt werden beleuchtet. Der Klimawandel, Ungleichheit, Armut und organisierte Kriminalität könnten Ouma zufolge ebenso zu Konflikten führen.

Zwei vom Bund geförderte Forschungsprojekte

Zwei an der Universität Bayreuth angesiedelte Forschungsprojekte, „Deutungskämpfe im Übergang“ und „Postcolonial Hierarchies in Peace and Conflict“, starteten dazu im April. Daraus entsteht eine Veranstaltungsreihe, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Das bayerische Verbundprojekt „Deutungskämpfe im Übergang“ wird von Florian Kühn und Jan Sändig geleitet. Untersucht werden gesellschaftliche und politische Wandlungsprozesse wie die deutsche „Zeitenwende“ im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg, die Aufarbeitung des Kolonialismus oder die Folgen des Staatszerfalls von Jugoslawien. Das Kompetenznetzwerk „Postkoloniale Hierarchien“ wiederum untersucht Machtstrukturen, die ihre Wurzeln im europäischen Kolonialismus haben und in aktuellen Konflikten weiterwirken – und wie sie überwunden werden können.

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