Uni-Studie Sicher in die Kita

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Wie bedenkenlos ist ein Kita-Besuch? Die Uni Bayreuth und die Stadt versuchen eine Antwort darauf zu finden. In Wolfsburg wurde die Studie bereits in 31 Einrichtungen erprobt. Foto: Archiv/Andreas Harbach Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Trotz des zweiten Lockdowns haben Schulen und Kindergärten nach den Herbstferien wieder geöffnet. Viele Eltern sind verunsichert. Die Universität und die Stadt haben jetzt ein gemeinsames „Sichere Kita“-Projekt ins Leben gerufen. Es soll pädagogischen Fachkräften und Vätern und Müttern die Ängste nehmen.

 
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Federführend ist dabei das Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften (IMG) an der Uni Bayreuth. Dessen Leiter, Professor Eckhard Nagel, stellte am Dienstag in einer Videokonferenz das Vorhaben vor.

Nagel begrüßte, dass diesmal die Bildungseinrichtungen von den Beschränkungen des öffentlichen Lebens verschont bleiben. Nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelten Kinder unter zehn Jahren zu 90 Prozent nur geringe Symptome. Im Falle von Kleinkindern könne nicht an einen Mund-Nasen-Schutz und einem Mindestabstand festgehalten werden. Weil dies in der Praxis einfach nicht funktioniere.

Wer mitmachen will, kann sich per E-Mail melden bei: maximilian.ferencak@uni-bayreuth.de.

Dennoch gibt es noch nicht genug Untersuchungen zur Infektionsgefahr in Kindertagesstätten. Für viele Kinder und deren Familien sei die Betreuung außer Haus von zentraler Bedeutung. Daher sei die Wiederaufnahme des Regelbetriebs, der mittlerweile erfolgt sei, besonders wichtig, so Nagel.

In der Stadt Bayreuth besteht nun die Chance, die Kinderbetreuung durch eine Studie medizinisch und wissenschaftlich zu begleiten. „Das dient der Sensibilisierung der Eltern und pädagogischen Fachkräfte zu einer anlassbezogenen Testung“, sagte Nagel. Wie Sozialreferentin Manuela Brozat erläuterte, nehmen drei städtische Kitas sowie die Träger Arbeiterwohlfahrt und das Bayerische Rote Kreuz an der Befragung teil. Die Mitarbeiter und die Eltern werden in einem Schreiben über die Studie informiert. Teilnehmen könne jede pädagogische Fachkraft und jedes Elternteil.

„Ich hoffe, dass das Ergebnis uns auf Dauer im Umgang mit dem Corona-Virus weiterhilft“, sagte Brozat. Ein Ergebnis soll laut Nagel sein, „eine größere Sicherheit im Alltag zu erlangen“. Bislang weiß man dem Professor zufolge noch zu wenig über die Folgen von Corona. In einer Studie sei entdeckt worden, dass Kinder im Blut mehr Antikörper aufwiesen, als ursprünglich vermutet worden sei, so Nagel. Das bedeute, es gebe so etwas wie eine „stumme Infektion“, die nicht bemerkt werde.

In der sozial-empirischen Untersuchung der Uni Bayreuth werden Betroffene nach ihren Erfahrungen befragt. Zum Beispiel danach, wie die Wiederaufnahme des pädagogischen Betriebes erlebt worden sei. Oder ob sich die Eltern sicher oder ängstlich fühlten, wenn sie ihre Kinder in der Kita betreuen ließen. In Wolfsburg fand bereits eine Pilotstudie mit 60 Interviews in 31 Einrichtungen statt.

Die Interviews versuchen, den sozialen und psychologischen Folgen der Corona-Pandemie für Familien und pädagogische Fachkräfte auf den Grund zu gehen. Aus Datenschutzgründen würden alle Angaben anonymisiert, versicherte Nagel. „Wir wollen versuchen, die Menschen zu entlasten und ihnen gegen Angst und Unsicherheit helfen.“ Das IMG habe zudem ein „Elternbüchlein“ entwickelt, das Notizen über den Gesundheitszustand des Kindes ermöglicht. Bei Verdachtsmomenten sollte das Kind zuhause bleiben und gegebenenfalls zum Test gehen.

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