Uni Bayreuth Juniorprofessorin Anna Schenk ist neue Leibnitz-Preisträgerin

Die Bayreuther Juniorprofessorin Anna Schenk erhält den bedeutendsten deutschen Wissenschaftspreis für wissenschaftlichen Nachwuchs. Foto: Jürgen Rennecke/UBT

Bayreuth - Sie ist eine der besten Nachwuchswissenschaftlerinnen weit und breit. Am Mittwoch erhält die Bayreuther Juniorprofessorin Anna Schenk den mit 20.000 Euro dotierten Heinz-Maier-Leibnitz-Preis.

 
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Frau Professor Schenk, was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung und wofür werden Sie das Preisgeld verwenden?

Anna Schenk: Der Preis ist eine wundervolle Anerkennung für die wissenschaftlichen Arbeiten meiner Forschungsgruppe in den vergangenen Jahren und bestärkt mich darin, dass wir konzeptionell auf einem guten Weg sind und spannende Themen bearbeiten. Das Preisgeld wird direkt den aktuellen Projekten zugute kommen. Insbesondere möchte ich unsere Geräteausstattung im Bereich der Elektrochemie weiter verstärken.

Ihr Forschungsgebiet nennt sich „bio-inspirierten Kristallisationskontrolle“. Können Sie es unseren Lesern in einfachen Worten erklären, was man darunter versteht?

Schenk: Biologische Mineralien wie beispielsweise die Schalen von Muscheln und Schnecken, sind oft sehr filigran aufgebaut und durch ihre ausgeklügelte Strukturierung perfekt an ihre jeweilige Funktion angepasst. Das Erfolgsrezept der biologischen Mineralisation beruht dabei auf der Konstruktion ausgeklügelter Strukturen auf Basis einfacher, gut verfügbarer Ausgangsstoffe.

Ziel der „bio-inspirierten“ Kristallisationskontrolle ist es, die Bauprinzipien der Biomineralisation auf Materialien mit inhärenten Funktionseigenschaften wie zum Beispiel Katalysatoren oder Halbleiter zu übertragen. Im Idealfall lassen sich dabei Synthesewege etablieren, die auf einer Abscheidung aus wässriger Lösung bei Raumtemperatur beruhen, und damit umweltfreundlicher sind als viele konventionelle Herstellungsprozesse.

Für welche Anwendungen könnten Ihre Forschungsergebnisse relevant sein?

Schenk: In meiner Arbeitsgruppe setzen wir Rezepte der Biomineralisation vor allem zur Erzeugung von Katalysatormaterialien ein. Diese sollen umweltrelevante Reaktionen, wie zum Beispiel die elektrolytische Spaltung von Wasser in seine elementaren Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff, effizienter ablaufen lassen. Perspektivisch könnte das Verständnis von Struktur-Eigenschaftsbeziehungen in solchen Elektrokatalysatoren spannend für die Entwicklung sauberer, nachhaltiger Energieträger sein.

Sie sind noch jung und schon eine erfolgreiche Juniorprofessorin. Zugleich haben sie eine Familie und Kinder. Wie gelingt es Ihnen, dies alles zusammen unter einen Hut zu bringen?

Schenk: Wie jede arbeitende Mutter stehe ich jeden Tag vor einem Balanceakt zwischen Familie und Beruf. Das ist es natürlich nicht immer einfach – gerade in der momentanen Pandemie-Situation. Ich erfahre jedoch sehr viel Unterstützung durch meinen Partner. Wir teilen uns die Kinderbetreuung paritätisch auf. Zudem profitieren wir enorm von der verlässlichen, kompetenten und liebevollen Betreuung unserer jüngeren Kinder in der Kita. Gleichzeitig bietet die Universität ein sehr gutes Arbeitsumfeld mit viel Flexibilität und Gestaltungsfreiheit. Ich bin sehr gern Wissenschaftlerin und Mutter.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Schenk: In zehn Jahren möchte ich noch immer Forscherin sein. Besonders schön wäre es, bis dahin auch erste Anwendungen unserer Arbeiten in technologisch relevanten Materialien zu beobachten und damit einen – wenn auch kleinen – Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Materialchemie geleistet zu haben.


Anna Schenk, Juniorprofessorin an der Universität Bayreuth, forscht auf dem Gebiet Kolloidale Systeme und ist am Lehrstuhl für Physikalische Chemie tätig.

Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in Anerkennung herausragender wissenschaftlicher Leistungen vergeben. Eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berufene Jury hat die Bayreuther Physikochemikerin aus 150 eingereichten Vorschlägen ausgewählt.

Der mit 20.000 Euro dotierte Preis ist die wichtigste Auszeichnung für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland und geht dieses Jahr an vier Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftler.

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