Kulmbach - Waren es Fans getunter Fahrzeuge, wie sie sich mit etwa 100  hochgezüchteten Boliden vor einigen Wochen auf einem Parkplatz eines Kulmbacher Supermarkts getroffen hatten? Wurde gar ein illegales Rennen veranstaltet? Haben es „Poser“, wie das heute auf Neudeutsch heißt, übertrieben mit ihren automobilen Muskelspielen? Hans-Peter Lang, stellvertretender Leiter der Kulmbacher Polizeiinspektion, sagt für diesen speziellen Fall nein. 

Er beschreibt den spektakulären Unfall, der sich am Mittwochabend auf dem Parkplatz des Netto-Markts in der  Kronacher Straße in Kulmbach ereignet hat, als  einen „ganz normalen Vorgang mit dummem Ende“. Ein Ende, bei dem glücklicherweise kein Mensch verletzt worden ist, das aber hohen Sachschaden gefordert, den Betroffenen einen gehörigen Schrecken eingejagt hat  und zahlreiche Rettungskräfte auf den Plan rief. Ein Ende auch, das für den Verantwortlichen teuer wird.

Einige junge Leute haben sich am Mittwochabend auf dem zu dieser Zeit bereits weitgehend verwaisten Parkplatz getroffen. Das, sagt der Polizeisprecher, sei nichts ungewöhnliches und komme jeden Tag vor. Man treffe sich auf Parkplätzen, rede miteinander, „hängt ab“.  Das Auto, ein BMW 118, sei ganz normal ausgestattet. Kein getuntes Fahrzeug.

Es war gegen 20.30 Uhr, als der 22-jährige Fahrer aus dem Kulmbacher Stadtgebiet mit seinem dunklen BMW auf dem Netto-Parkplatz mächtig Gas gab. Eigentlich  ist  auf dieser Fläche Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben. Doch davon war der junge Mann, der mit einem 20 Jahre alten Freund im Wagen unterwegs gewesen ist, weit entfernt.

Auf dem nach einem Regenguss nassen Platz kam der BMW in viel zu schneller Fahrt ins Schleudern und krachte schließlich  vor den Augen einiger anderer junger Leute, die sich ebenfalls auf dem Parkplatz befunden hatten, mit großer Wucht frontal in einen Unterstand für Einkaufswägen. Das Auto und  auch der Unterstand wurden dabei schwer beschädigt. Der BMW dürfte wohl nicht mehr zu reparieren sein. Er  musste vom Unfallort abgeschleppt werden. Den Sachschaden gibt die Kulmbacher Polizei mit geschätzten 16.000 Euro an.

Auch die Kulmbacher Feuerwehr musste wieder einmal ausrücken.  Mit sechs Kräften unter Leitung von Stadtbrandmeister Michael Weich sicherte die Wehr die Unfallstelle ab, band ausgelaufenes Motoröl und leuchtete den Platz aus.

Den jungen Mann erwartet wegen seiner Fahrt mit „Bleifuß“ nun ein gehöriges Bußgeld. Ein Auto hat er erst einmal auch nicht mehr.

Die Kulmbacher Streetworker, sagt David Schiffner, haben zu dieser Szene keinen engen Kontakt. Sie hören zwar immer mal, wenn es, wie vor Kurzem offenbar auf dem Parkplatz am Kaufland, einen „Vorfall“ gegeben hat.

Aber das klassische Klientel  für die Streetworker sind die jungen Leute, die sich mit ihren Autos auf Parkplätzen treffen um zu reden und Spaß zu haben, nicht für die Streetworker. Die Szene ist David Schiffner grundsätzlich aber schon bekannt. „Wenn man endlich einen Führerschein hat, trifft man sich halt und will seine coole Karre präsentieren“, erklärt er. Da gebe es ganz unterschiedliche Gruppierungen.

Die Kulmbacher Streetworker, mit Miriam Keis und David Schiffner nun wieder zwei, sind an verschiedenen Orten in der Stadt unterwegs, um junge Leute dort zu treffen, wo sie sich aufhalten. Das Augenmerk der beiden Sozialarbeiter gilt aber vor allem den sogenannten „Problemgruppen“. Die treffen sich derzeit wieder  am Kulmbacher Busbahnhof. Das Gelände rund um den ZOB gilt seit Jahren als schwierig. Immer wieder ist es dort zu Zwischenfällen gekommen.

Mit der Gruppe haben die jungen Leute, die nun auf dem Parkplatz verunglückt sind, aber nichts zu tun.