Nach Einschätzung von Experten besteht trotz des offiziellen Wahlergebnisses aber weiterhin die Chance auf einen Wandel in Venezuela. "Ein politischer Wechsel kann auch nach dieser umstrittenen Wahl stattfinden, selbst wenn einige Personen in Machtpositionen sich weigern abzutreten", schrieb Tamara Taraciuk Broner vom Forschungsinstitut Inter-American Dialogue im Fachblatt "Americas Quarterly". "Die Schlüsselfrage für die Zukunft ist, wie Anreize für Personen geschaffen werden können, die dem Land helfen können, sich von dem derzeitigen repressiven Apparat zu lösen und den komplizierten Weg zur Demokratie einzuschlagen."
Maduro hat schon einmal eine Protestwelle ausgesessen
Schon die Wiederwahl Maduros 2018 war international von vielen Ländern nicht anerkannt worden. Der damalige Parlamentspräsident Juan Guaidó erklärte sich 2019 zum Interimspräsidenten, konnte sich aber im Land nicht durchsetzen – vor allem, weil das Militär hinter Maduro stand. So konnte er die damaligen Proteste einfach aussitzen.
"Viele Mitglieder der Sicherheitskräfte, der Justiz und der Wahlbehörden könnten in einem demokratischen Venezuela eine bessere Zukunft haben, wenn sie sich in den kommenden Wochen entscheiden, nicht blind an der Macht zu kleben, die Öffentlichkeit und die politische Opposition nicht zu unterdrücken und den durch die Wahl zum Ausdruck gebrachten Willen des Volkes zu respektieren", schrieb Taraciuk Broner. "Sie müssen von einer vereinten Opposition und den wichtigsten internationalen Akteuren laut und deutlich hören, dass dies ihre beste Option für die Zukunft ist."
Venezuela steckt seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. In dem einstmals reichen Land mit großen Erdölvorkommen leben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Immer wieder kommt es zu Stromausfällen. Benzin, Gas und Medikamente sind knapp. Mehr als sieben Millionen Menschen - ein Viertel der Bevölkerung - haben Venezuela in den vergangenen zehn Jahren wegen Armut und Gewalt verlassen.