Umsatzminus Industrie schwächelt im Bayreuther Umland

red
Symbolfoto: dpa Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Die Industrie im Landkreis Bayreuth schwächelt massiv, meldet die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken (Bayreuth). Die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr Beschäftigten verzeichneten im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang von 8,9 Prozent. Ausschlaggebend für das massive Minus ist demnach entgegen dem Bundestrend ein Einbruch des Inlandsumsatzes um 14,2 Prozent, während der Auslandsumsatz um 3,2 Prozent zurückging. 

 
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Bei den Industriebetrieben in der Stadt sieht es demnach deutlich besser aus. Sie verbuchten im zweiten Quartal ein Umsatzplus von insgesamt 2,9 Prozent, wobei der Inlandsumsatz um 5,7 Prozent zulegte, während die Exporterlöse um 1,1 Prozent zurückgingen. 

Unter dem Strich gingen die Umsätze der Industriebetriebe im Bereich des IHK-Gremiums Bayreuth damit um 1,9 Prozent zurück. Auch im ersten Quartal hatte es bereits ein Minus gegeben, und zwar um 0,7 Prozent.

Jörg Lichtenegger, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Bayreuth, führt die Entwicklung darauf zurück, dass die im Landkreis stark vertretenen Autozulieferer vor allem deutsche Autohersteller beliefern, die ihrerseits die Fahrzeuge erst exportieren. Damit schlage die Schwäche der Branche jeweils auf unterschiedlichen Seiten durch.

Vier Branchen seien oberfrankenweit vom aktuellen Umsatzrückgang besonders stark betroffen: Die Autozulieferer, die Glas- und Keramikindustrie, sowie die Textilindustrie und die Polstermöbelhersteller. Das merke man auch im Wirtschaftsraum Bayreuth. Vom konjunkturbedingten Nachfragerückgang sei bisher allerdings ausschließlich die Industrie betroffen, betont Lichtenegger: „Handel und vor allem Dienstleistungen, Baugewerbe und Tourismus profitieren weiter von hoher Nachfrage.“

Dennoch schließt Lichtenegger nicht aus, dass insgesamt die Umsatzzahlen des Vorjahres im laufenden Jahr nicht erreicht werden. „Klarheit wird uns die nächste IHK-Konjunkturumfrage bringen, bei der über 600 Unternehmen ihre weitere Entwicklung einschätzen.“ Die Ergebnisse werden im Oktober vorgestellt.

Negative Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahlen hat die Umsatzentwicklung nicht. So legte die Zahl der Industriebeschäftigten im zweiten Quartal nochmals um 3,6 Prozent zu, wobei Stadt (plus 3,7 Prozent) und Landkreis (plus 3,5 Prozent) nahezu gleichauf lagen. Einen ähnlich hohen Beschäftigtenzuwachs habe es zuletzt 2012 gegeben, so Lichtenegger. Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 sei die Zahl der Industriebeschäftigten in der Region Bayreuth um 7,8 Prozent auf 10 892 gestiegen. 

So habe der Arbeitsmarkt die 950 Entlassungen durch die BAT-Verlagerung 2016 vergleichsweise gut verdaut. „Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen allerdings geändert. Ob der Bayreuther Arbeitsmarkt die weiteren 185 Entlassungen ebenso verkraftet, muss sich erst noch zeigen“, so Lichtenegger. 

Entscheidend für den Wirtschaftsstandort Bayreuth werde sein, „ob die Situation in der Automobilindustrie auf einen konjunkturbedingten Nachfragerückgang etwa in China zurückzuführen ist, wovon sich die Branche wieder erholt, oder ob die ganze Branche vor einem tief greifenden Wandel steht“.

Hinzu komme, dass die Automobilindustrie zusätzlich einen Transformationsprozess bewältigen müsse. „Die Produktion fossil betriebener Motoren wird zurückgehen, neue Antriebsarten werden an Bedeutung gewinnen“, so der IHK-Vizepräsident, der sich aber optimistisch zeigt, „dass sich für die Kfz-Zulieferer im Raum Bayreuth dadurch nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch neue Chancen ergeben. Dank hoher Investitionen in Zukunftstechnologien sehe ich die meisten Zulieferer bestens für die Zukunft gerüstet.“

Insgesamt zeichne sich die Bayreuther Industrie durch ihre Innovationsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit aus. „Deshalb bin ich für die Zukunft trotz des schwierigen Marktumfeldes optimistisch“, so Lichtenegger.