Bereits im Oktober 2018 hatte Merkel nach der schweren CDU-Niederlage bei der hessischen Landtagswahl angekündigt, sich nach dem Ende der Legislaturperiode 2021 ganz aus der Politik zurückzuziehen. Sie bezog sich damals ausdrücklich auch auf Gerüchte, sie könnte in Brüssel ein Amt anpeilen, und sagte, sie strebe "keine weiteren politischen Ämter" an.
Dennoch gab es immer wieder Spekulationen über einen Wechsel. Dabei wurde Merkel meist als mögliche Nachfolgerin von EU-Ratspräsident Donald Tusk ins Spiel gebracht.
Rutte sagte, er sehe Merkel als persönliche Freundin an. "Aber sie ist auch sehr klar in dem, was sie tun will nach ihrer Amtsperiode, und das haben wir respektiert." Auch er selbst sei kein Kandidat für diese Funktion.
In dem "SZ"-Interview hatte Merkel auch ihr gutes Verhältnis zum französischen Präsidenten Emmanuel Macron betont. Dieser dürfte nach der Europawahl am 26. Mai neben Merkel eine Schlüsselrolle bei der Verteilung der EU-Spitzenposten spielen.
Unklar ist, ob das schwarz-rote Regierungsbündnis tatsächlich das reguläre Ende der Legislaturperiode 2021 erreicht. Obwohl Union und SPD beteuern, auch im Fall von möglichen Verlusten bei der Europawahl und der zeitgleich stattfindenden Abstimmung in Bremen weiterregieren zu wollen, halten sich in Berlin Spekulationen über ein vorzeitiges Ende der Koalition. Immer wieder heißt es, vor allem bei der SPD könnte im Fall herber Verlusten bereits in diesem Jahr eine Dynamik hin zum Koalitionsbruch einsetzen. Im Herbst wird auch in Sachsen, Brandenburg und Thüringen gewählt.