Überraschungen in der BBL Neuling im Freudentaumel

Mit einem intensiven Programm und einer Reihe überraschender Ergebnisse verabschiedete sich die Bundesliga in die zweiwöchige Spielpause. Zu den größten Gewinnern gehörte dabei der Neuling Niners Chemnitz – viel Gesprächsstoff für den Rückblick mit Medi-Kapitän Bastian Doreth.

 
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Basketball - Einige Überraschungen bot das intensive Bundesliga-Programm mit drei kompletten Spieltagen innerhalb von sechs Tagen, doch keine war so groß wie die letzte: Am späten Sonntagabend gewannen die Niners Chemnitz mit 85:83 gegen Bayern München – der BBL-Neuling bezwang den Playoff-Anwärter in der Euroleague.

Dass die Mannschaft von Trainer Rodrigo Pastore dazu in der Lage ist, hatte sie schon im Hinspiel Mitte Januar angedeutet, als sie unglücklich und in den letzten Sekunden auch ein wenig ungeschickt mit 76:77 verlor. Gerade deswegen war es aber erst recht nicht zu erwarten, dass sich der FC Bayern noch einmal überraschen lassen würde. Die Münchner hatten scheinbar auch alles unter Kontrolle, nachdem sie das dritte Viertel mit 26:13 dominiert hatten. Ihre 73:59-Führung (31.) wirkte auch vier Minuten vor Schluss beim 80:68 immer noch ungefährdet. Angeführt vom glänzenden Spielmacher Marcus Thornton (21 Punkte, elf Assists), kamen die Niners jedoch mit Erfolgen von der Dreier-Linie heran, ehe sie im Gegensatz zum Hinspiel die genau 23 Sekunden für den letzten Angriff perfekt ausspielten: Thornton hatte schon eine reelle Chance unter dem Korb, spielte aber noch einen Extrapass zu Dominique Johnson, der das Vertrauen durch einen Dreier mit der Schlusssirene rechtfertigte.

„Ich hatte den Liveticker schon abgeschaltet, weil ich dachte, das wäre entschieden“, erzählt Bastian Doreth. „Aber dann habe ich gerade noch genau den letzten Angriff gesehen. Ich glaube nicht, dass die letzten beiden Pässe so geplant waren, aber von den drei Beteiligten war das überragend gespielt.“ Für den Kapitän von Medi Bayreuth zeigt sich darin die Entwicklung des Aufsteigers: „Es ist ja nicht das erste Spiel, das sie so gewonnen haben“, sagt er auch in Anspielung auf den 85:82-Sieg gegen Bamberg zwei Tage zuvor, den Thornton zwei Sekunden vor dem Ende gesichert hatte. „Das ist spannend zu sehen. Die Mannschaft glaubt mehr und mehr an sich.“ Nachdem die Sachsen zudem im ersten Spiel dieser Dreierserie die für den Klassenerhalt wichtige Partie gegen Vechta recht souverän gewonnen hatten (89:77), steht für Doreth fest: „Chemnitz muss man inzwischen dem Mittelfeld zuordnen.“

Toller Sengfelder führt Bamberger Rumpfteam zum Sieg gegen Berlin

Auf Platz zwei der Überraschungen der letzten Tage setzt der Medi-Kapitän den 76:67-Sieg der Bamberger gegen Alba Berlin: „Vor allem wegen ihrer so stark dezimierten Besetzung.“ Beim Spiel in Vechta war mit Dominic Lockhart der fünfte Spieler ausgefallen, sodass nur noch sieben Akteure zum Einsatz kamen. Und für dieses Rumpfteam lief es nicht einmal optimal. Der sonst beständig starke Center David Kravish kam nicht über vier Punkte hinaus, und Spielmacher Bennet Hundt war als Punktesammler sogar ein Totalausfall (0/9 Würfe).

Alle Probleme kompensierte jedoch Christian Sengfelder, der in vollen 40 Minuten Einsatzzeit auf eindrucksvolle 31 Punkte und 17 Rebounds kam – Effizienzwert: 42! „Eine Wahnsinnsleistung“, sagt Bastian Doreth. Auf der anderen Seite waren die Berliner weit von der Treffsicherheit entfernt, die sie zwei Tage zuvor gegen Medi Bayreuth (80:68) gezeigt hatten. Spielmacher Maodo Lo verwandelte nur einen von zwölf Würfen. Noch härter traf die ohnehin personell geschwächten Berliner aber der Ausfall von Louis Olinde, der wegen einer Kapselverletzung an der rechten Hand wohl einige Wochen lang fehlen wird.

Viel Aufmerksamkeit fand gerade in Bayreuth auch der Sieg der Gießen 46ers in Oldenburg (97:93), denn die Hessen sind nach der Länderspielpause am 27. Februar der nächste Gegner des Medi-Teams: „Man sieht, dass sie sich stabilisieren“, mahnt Doreth. „Das wird auch für uns nicht leicht dort.“ Umso mehr hofft er, dann selbst wieder dabei zu sein, nachdem ihn eine Wadenprellung in den letzten drei Spielen außer Gefecht gesetzt hat: „Wir wollten nichts riskieren, weil noch Blut in der Wade ist. Aber nach den zwei Wochen sollte es dann doch schon wieder gehen.“

Neuzugänge in Bonn und Braunschweig

Überhaupt fällt ein Aufwärtstrend bei Mannschaften in der unteren Hälfte auf. So haben sich die anfangs arg enttäuschenden Bonner in den letzten zehn Tagen mit zwei Siegen gegen Weißenfels aus der Abstiegszone abgesetzt und dazwischen mit 78:71 in Hamburg auch Konkurrenzfähigkeit gegen einen Playoff-Anwärter bewiesen: „Ich habe immer gesagt, dass die Bonner mit ihrem Personal nicht in diesen unteren Tabellenbereich gehören“, sagt Doreth. „Mit der Nachverpflichtung von Isaiah Philmore haben sie jetzt auch noch an Tiefe hinzu gewonnen.“ Der 31-jährige Power Forward (früher Oldenburg, Tübingen, Bonn und Ulm) spielte zuletzt für CSU Sibiu in Rumänien.

Verstärkt haben sich auch die Löwen Braunschweig, die wegen ihrer ausstehenden Nachholspiele in der Tabelle unter Wert platziert sind. Mit dem litauischen Guard Arnas Velicka (21) von Chalons-Reims (Frankreich) und Power Forward Benedikt Turudic (24), der in dieser Saison schon für Göttingen und Weißenfels gespielt hat, blieb der Klub mit dem jüngsten Team der Liga seiner Philosophie treu. „Das Konzept mit den jungen deutschen Spielern ist ja teilweise belächelt worden“, sagt Doreth. „Aber es läuft, und das ist gut für den ganzen deutschen Basketball. Die Löwen sind für mich ein Playoff-Kandidat.“

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