«Tyskland» Königin Margrethe II. eröffnet Deutschland-Ausstellung

Das Nationalmuseum in Kopenhagen widmet Deutschland eine große Schau. Zu sehen gibt es unter anderem einen VW-Käfer, Bauhaus-Kunst und einen Gutenberg-Bibel. Ein Freundschaftsjahr hat begonnen...

 
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Kopenhagen - Die Königin scheint sehr interessiert. Mit konzentriertem Blick schaut Dänemarks Monarchin Margrethe II. unter ihrem lilafarbenen Hut auf eine Gutenberg-Bibel, daneben steht die Bauhaus-Wiege des Möbelgestalters Peter Keler.

"Absolut, absolut", stimmt die 79-Jährige am Freitag einem Experten zu, der sie langsamen Fußes durch die Ausstellung führt. Vorbei an einem VW Käfer, Goethe-Zitaten und Dürer-Kunstwerken. Margrethe geht an einer Nachbildung des Berliner Reichstags vorbei, schließlich erreicht sie Gerhard Richters Porträt seiner Tochter Betty, die sich vorwärts bewegt und gleichzeitig zurückblickt - ein Symbol für das moderne Deutschland.

Nach gut 40 Minuten Rundgang weiht Margrethe die Sonderausstellung "Tyskland" im dänischen Nationalmuseum ein - und läutet damit das deutsch-dänische kulturelle Freundschaftsjahr 2020 ein, zu dem die Außenminister Heiko Maas und Jeppe Kofod wenig später den offiziellen Startschuss geben. Zwei freundschaftlich verwachsene Nachbarn wollen sich in den kommenden Monaten gegenseitig ihre Kultur und noch viel mehr näherbringen - dazu gehören neben Schiller und Bach auch "Babylon Berlin" und "Vorsprung durch Technik", wie das Nationalmuseum in Kopenhagen in der großen Deutschland-Ausstellung und auf Dutzenden Begleitveranstaltungen zeigen will.

Das Freundschaftsjahr, passenderweise eröffnet am Vorabend des 30. Jahrestags des Mauerfalls, trägt zwar das Attribut "kulturell". Trotzdem soll es währenddessen um noch viel mehr gehen. Das machen Maas und Kofod nach der Einweihung der Sonderausstellung auf einer Pressekonferenz im dänischen Außenministerium deutlich: Die gemeinsame Kulturgeschichte werde mit zwölf Leuchtturmprojekten und mehr als 100 Veranstaltungen fortgeschrieben, sagt Maas. "Aber dieses Freundschaftsjahr ist noch mehr als ein Kulturprojekt. Es ist auch ein sichtbares und überzeugtes gemeinsames Bekenntnis zu unserem Miteinander in Europa."

Dieses Miteinander ist in der heutigen internationalen Diplomatie nicht immer und überall leicht - deshalb tut es den beiden Ländern sichtlich gut, einen Freund in der direkten Nachbarschaft zu haben. Lob gibt es deshalb zum Start des Freundschaftsjahres von beiden Seiten: Maas sagt, Dänemark sei etwa in der Klimapolitik ein Vorbild. Kofod ergänzt, Deutschland sei Dänemarks größter Handelspartner, einer der engsten Verbündeten - und noch etwas anderes: "ein geschätzter Nachbar in einer sehr turbulenten Welt". Dies werde im Freundschaftsjahr 2020 immer wieder gezeigt, versichert der Minister.

Dänemark und Deutschland sind in ihrer Grenzregion bereits äußerst eng miteinander verwachsen. Dort jährt sich die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern 2020 zum 100. Mal. So entstand einst im nördlichen Schleswig-Holstein die dänische Minderheit, der heute etwa 50 000 Menschen zugerechnet werden. Zur deutschen Minderheit nördlich der Grenze zählen etwa 15 000 Menschen.

Dänemark will sich nun auch südlich von Norddeutschland einen Namen machen. Deutschland bekommt derweil ebenfalls die Möglichkeit, sich noch stärker zu präsentieren: Im Königlichen Theater in Kopenhagen wird etwa Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" gezeigt, auch die Deutschland-Ausstellung soll den Blick der Dänen auf die Deutschen und deren Einfluss auf die dänische Kultur schärfen. "Nicht nur die Dänen werden in den nächsten Monaten Gelegenheit haben, sich ein neues Bild von uns, ihrem südlichen Nachbarn, zu machen", sagte Maas dazu im Museum. "Auch wir Deutschen werden die Möglichkeit haben, unser Bild von Dänemark auf die Probe zu stellen."

Dass dabei auch Bier, Wurst und das legendäre deutsch-dänische Endspiel der Fußball-EM 1992 nicht fehlen dürfen, ist klar. Am Ende geht es den beiden Ländern aber vor allem um eines: um Freundschaft und gute Kontakte. Dabei sieht Maas gerade in Königin Margrethe II. ein Vorbild. "Sie sind seit langem eine gute Freundin, Ratgeberin und Begleiterin unseres Landes", sagt er - und erntet damit ein strahlendes Lächeln der Dänin.

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