Trockenes Oberfranken Nordbayern auf dem Weg zur Wasserknappheit

Drei trockene Jahre in Folge haben in Nordbayern, besonders aber in Oberfranken, Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Der gesunkene Grundwasserpegel, Niedrigwasser in Bächen und Flüssen und trocken gefallene Quellen rufen Fachleute auf den Plan. Sie fordern ein Umdenken: Wasser dürfe nicht länger abgeführt, sondern müsse in der Landschaft bleiben.

 
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Kein seltenes Bild: Niedrigwasser in Bächen und Flüssen wie hier im Roten Main sind Folge der jüngsten, ausgesprochen trockenen Jahre. Foto: Archiv/Eric Waha

Bayreuth - Alarmierend und dramatisch – zwei Wörter, die mehrmals in der Podiumsdiskussion mit dem Thema „Zu wenig, zu warm – Niedrigwasser in Bächen und Flüssen“ fallen. Wissenschaftler, Behördenmitarbeiter und Vertreter von Naturschutz und Landwirtschaft nahmen am Donnerstag an der von Prof. Stefan Peiffer vom Lehrstuhl für Hydrologie moderierten Auftaktveranstaltung des Dialogforums Wasserkontroversen, einer neue Veranstaltungsreihe an der Uni Bayreuth, teil.

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So viel vorweg: ein kontroverser Meinungsaustausch blieb aus. Das Thema Niedrigwasser ist nur ein Aspekt des Klimawandels und der sei nun mal die „größte globale Herausforderung“, von der auch Bayern nicht verschont bliebe, wie die aus München zugeschaltete Frauke Preißinger vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst betonte.

Immer weniger Regen

Die trockenen Sommer der zurückliegenden drei Jahre haben nicht nur Auswirkungen auf die Böden der Felder und Wälder, sondern auch für die Ökosysteme von Bächen und Flüssen. Ursache der Misere: Immer weniger Regenereignisse mit negativen Folgen für die Neubildung von Grundwasser. In Nordbayern sei die zunehmende Trockenheit besonders ausgeprägt, sagte Peiffer. Die Konsequenzen seien erheblich. Den Rückgang von Quellschüttungen bezeichnete er als „alarmierend“. Es müsse endlich gehandelt werden, sagte Sebastian Schönauer, Sprecher des Arbeitskreises Wasser im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund), damit die Enkel unserer Enkel noch ein Leben unter normalen Bedingungen führen können. Dazu gehöre dringend die Rückhaltung der Gewässer in der Landschaft. Den Zustand des Wasserhaushaltes bezeichnete er als „dramatisch“.

Kampf ums Wasser

Besonders in der Diskussion: In der Vergangenheit umgesetzte Maßnahmen, die sich heute als große Fehler erweisen. Ein Beispiel: Die Abholzung von Uferrandstreifen. Für den Landwirt von Vorteil, wie Isabella Hirsch, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Franken, ironisch erklärte, um hindernislos seine Felder bis ans Ufer bearbeiten zu können. Für das Gewässer aber von Nachteil, weil sich dadurch nicht nur die Wassertemperatur erhöht, sondern auch die Lebensbedingungen im Wasser gravierend und zum Nachteil der Lebewesen ändern. Für Isabella Hirsch, die, wie sie erklärte, dem Bayerischen Bauernverband den Rücken gekehrt habe, weil sie dessen Verbandspolitik nicht länger tolerieren konnte, ist klar: „Schädigen wir das Wasser, schädigen wir uns.“ Mit Folgen, die auch die Landwirtschaft betreffen werden. Denn, so Hirsch: Es werde irgendwann zum Kampf ums Wasser kommen. Und dann stelle sich die Frage, wer darf noch Wasser und vor allem wie viel zum Bewässern seiner Felder, Gemüseplantagen und Obsthaine nutzen. „Es wird Begehrlichkeiten geben“, sagte Hirsch, wenn eine Priorisierung der Nutzung von Wasser eingeführt wird.

Wasser in der Landschaft halten

Eine weitere, gut gemeinte Maßnahme aus der Vergangenheit, die dringend geändert werden müsse, sei die Ableitung von Wasser durch Gräben und Drainagen. Früher habe man dafür gesorgt, dass Wasser möglichst schnell aus der Landschaft abfließe. Das müsse geändert werden, es müsse ein Umdenken einsetzen dahingehend, das Wasser in der Landschaft zu halten.

Am Ende der von rund 150 interessieren Zuhörern verfolgten Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmer einig: Im Gewässermanagement müsse ein Paradigmenwechsel einsetzen, der zu ganzheitlichen Ansätzen führe. Zum Beispiel, indem Ämter für Wasserwirtschaft und Landwirtschaft miteinander und nicht abgegrenzt voneinander arbeiten. Oder wie es der Hydrogeologe Prof. Jürgen Geist vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan ausdrückte: Um das immer stärkere Wasserproblem nachhaltig zu lösen, müsse man die Akteure zusammenbringen, um Lösungen zu finden.