Aus ihrer Sicht ist die Entwicklung aber nicht gravierend. Rechne man den Amazon-Anteil heraus, so seien die von der Post beförderten Paketvolumina in drei Jahren um 30 Prozent gestiegen. "Das ist ein schöner Beleg, dass das strukturelle Wachstum da ist." Die von Amazon freiwerdenden Kapazitäten würden nach und nach von anderen Kunden übernommen.
Am Heimatmarkt gab es auch eine positive Geschäftsentwicklung zu vermelden. Denn die Briefmengen, die im Internetzeitalter wegen digitaler Kommunikationswege eigentlich seit langem sinken, legten im zweiten Quartal gegen den Trend um 3,7 Prozent zu. Das lag daran, dass Unternehmen deutlich mehr Werbepost verschickten als vor einem Jahr.
Russland-Geschäft wird eingestellt
In anderen Bereichen des global operierenden Konzerns brummte das Geschäft kräftig: Höhere Preise im Frachtverkehr sorgten dafür, dass sich das operative Ergebnis in diesem Bereich mehr als verdoppeln konnte und der Umsatz legte ebenfalls stark zu. Gute Zuwächse verbuchte die Post zudem beim Geschäft mit Lieferketten. Alles in allem stieg der Konzernumsatz im zweiten Quartal um 23,4 Prozent auf 24 Milliarden Euro, der Nettogewinn legte um 13,1 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro zu. Für die zweite Jahreshälfte gibt sich der Vorstand vorsichtig optimistisch.
Unterdessen wurde bekannt, dass die Post ihr ohnehin schon reduziertes Russland-Geschäft fast komplett einstellen wird, auch das nationale Geschäft. Man werde die Mitarbeiter entlassen, weil man entschieden habe, "dass wir das Geschäft auf gar keinen Fall weiterbetreiben werden", sagte Post-Chef Frank Appel.
Nur noch bestimmte internationale Sendungen sollen weiter ausgeführt werden. Vorständin Kreis sprach von einem mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag, der im dritten Quartal als Wertberichtigung fällig werde. Vor Beginn des Ukraine-Krieges hatte die Post 3500 Beschäftigte in Russland. Das dortige Geschäft kam auf einen Anteil von circa einem Prozent des Konzernumsatzes.