Tierschutzverein Vorstand kündigt den Rückzug an

Coronabedingt herrscht im Tierheim mehr Ruhe als sonst. Nicht so beim Tierschutzverein. Die Mitglieder wurden vergangene Woche aufgefordert, Wahlvorschläge einzureichen. Foto: Ralf / Münch

Die Neuwahl des Vorstandsteams des Bayreuther Tierschutzvereins geht in die nächste Phase: Nachdem eine Mehrheit sich für die Abwahl der Vorsitzenden Karin Stanzel und ihres Teams entschieden hat, sind die Mitglieder nun aufgefordert, Wahlvorschläge einzureichen.

 
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Bayreuth - Das dürfte die längste Vorstandswahl in der Bayreuther Geschichte werden: Die Neuwahl beim Tierschutzverein geht in die nächste Runde: Kurz vor Fristende am Freitag, 14. Mai, hat der kommissarische Vorstand um die Vorsitzende Karin Stanzel an die Vereinsmitglieder die Aufforderung verschickt, Wahlvorschläge einzureichen. Wahlweise postalisch oder per E-Mail. Fristende ist Donnerstag, 27. Mai.

Auf Betreiben einiger Mitglieder hatte der amtierende Vorstand im Februar angekündigt, eine außerordentliche Mitgliederversammlung durchzuführen, aufgrund der Corona-Pandemie im schriftlichen Verfahren. Zwei Punkte standen auf der Tagesordnung: Abwahl des aktuellen Vorstands und Neuwahl.

Nächster Schritt

Mit Datum vom 19. März erhielten die Mitglieder die Abstimmungszettel. Bis zum 6. April hatten sie Zeit. Das Abstimmungsergebnis war eindeutig: 106 Mitglieder stimmten gegen, 89 für den amtierenden Vorstand. Damit war die Voraussetzung geschaffen für den nächsten Schritt: Mit Datum vom 11. Mai fordert der nun kommissarische Vorstand die Mitglieder auf, Wahlvorschläge einzureichen, die bis zum 27. Mai vorliegen müssen. Blockwahl sei nicht zulässig, nur einzelne Nennungen für die zu besetzenden Vorstandsposten. Danach erfolge die Wahl im schriftlichen Verfahren.

Guido Zahn: „Ich bin bereit.“

An der Wahl beteiligen darf und wird sich auch Guido Zahn, Vorsitzender des Tierschutzvereins bis zu seiner Abwahl im November 2019. Zahn und drei weitere Vorstandsmitglieder waren vom neuen Vorstandsteam wegen vereinsschädigendem Verhaltens aus dem Verein ausgeschlossen worden. „An der Abstimmung über den amtierenden Vorstand durften wir noch nicht teilnehmen“, sagte Zahn am Montag gegenüber dem Kurier.

Ende April habe das Amtsgericht Bayreuth jedoch in vier Verfahren die Ausschlüsse aufgehoben, da sie, so Zahn, zu Unrecht erfolgt seien. Jetzt dürfte er sich mit eigenen Wahlvorschlägen beteiligen und von anderem Vereinsmitgliedern vorgeschlagen werden.

Ob er auch bereit wäre, wieder ein Amt zu übernehmen? Er sei nicht abgeneigt, wieder Verantwortung zu tragen. Das müsse aber nicht der Vorsitz sein. Auch die Position des Beisitzers könne er sich vorstellen. Das sei allerdings auch von der zukünftigen personellen Zusammensetzung des Vorstandsteams abhängig. Zahn: „Ich bin bereit, mich wählen zu lassen.“

Die vom amtierenden Vorstand gegen ihn und andere frühere Vorstandsmitglieder in Gang gesetzten polizeilichen Ermittlungen stünden einem Engagement nicht im Wege. Denn, ist Zahn überzeugt: „Das Verfahren wird sowieso eingestellt.“

Aufgeheizte Stimmung

Vorsitzende Karin Stanzel und die anderen drei Mitglieder des kommissarischen Vorstands werden sich hingegen nicht mehr zur Wahl stellen. Diese Aussage bestätigte Stanzel am Montag gegenüber dem Kurier. Ob sie damit auch ihr Engagement für den Tierschutz und im Tierschutzverein beende werde, könne sie noch nicht sagen. „Das wird die Zeit zeigen, ob ich mich weiter engagiere“, sagte Stanzel. Im Moment habe sie mehr als genug Arbeit mit der Wahl, um sich darüber Gedanken zu machen.

In dem Schreiben, das die Vorstandsmitglieder am 6. Mai an Mitglieder des Tierschutzvereins versandt haben, teilen sie mit, dass sie sich nicht erneut zur Wahl stellen. Zur Begründung für den Rückzug heißt es darin, die vier Vorstände seien der Meinung, „dass die aufgeheizte Stimmung, die durch Intervention des früheren Vorstands in den Verein getragen wurde, durch unseren Rückzug einigermaßen befriedet wird“.

Selbst wenn der noch amtierende Vorstand zur Neuwahl antreten und diese gewinnen würde, „werden die konkurrierenden Gruppen ihre Bemühungen nicht einstellen und sicherlich weiter im Hintergrund agieren“. Auch sei zu erwarten, dass diese Personen eine Wahl unter Corona-Bedingungen im Falle einer Niederlage anfechten würden, was weiterhin Zeit, Kraft und Geld kosten würde. Dies sei nicht im Sinne des Vereins.

„Gute Erfolge“

Man habe in der kurzen Amtszeit seit November 2019 „gute Erfolge“ erzielt und den Betrieb des Tierheims und damit des Vereins auf finanziell „solide Füße“ gestellt. Von Quarantänemaßnahmen sei das Tierheim in der Pandemie verschont geblieben. Bei mehrmaligen Verstößen gegen die Infektionsschutzregeln habe man aber auch Hausverbote gegen Vereinsmitglieder aussprechen müssen.

Wegen „zahlreicher unsäglicher Rechtsstreitigkeiten seien „vom gegnerischen Lager“ Anwalts- und Gerichtskosten verursacht worden. „Die Aufarbeitung der zahlreichen Verfehlungen des früheren Vorstands bis zur Aufnahme der Ermittlungen durch die Kripo Bayreuth hat sehr viel Zeit, Kraft und Ausdauer gekostet.“ Auch der jetzt neu zu wählende Vorstand werde rechtlich verpflichtet sein, einen Ersatz für den angerichteten Schaden in sechsstelliger Höhe von den verantwortlichen Personen einzufordern.

Unterzeichnet ist das Schreiben von der kommissarischen Vorsitzenden Karin Stanzel, ihrer Stellvertreterin Melanie Manner, Schatzmeister Oliver Pichl und Schriftführerin Sybille Pichl. Sie weisen eigens darauf hin, dass sie die Portokosten für dieses Schreiben aus eigener Tasche bezahlen. Der Vorstand war Anfang April bei einer brieflichen Abstimmung mit 106 gegen 89 Stimmen abgewählt worden.

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