Botsuana ist ein großes Land, vergleichbar mit der Fläche Frankreichs, hat jedoch eine kleine Bevölkerung von nur etwa 2,5 Millionen Menschen. Das heißt: Hier kommt auf etwa 19 Einwohner ein Elefant. Die Frage, ob es zu viele Elefanten in Botsuana gibt, ist Gegenstand hitziger Debatten. Selbst Forscher sind sich nicht einig, wie groß Botsuanas ökologische Tragfähigkeit für Elefanten ist und ab wann sie das lokale Ökosystem überlasten und schädigen.
Keulung und Trophäen
Die Jagd auf Elefanten ist ein kontroverses und emotionales Thema. Die majestätischen Riesen der afrikanischen Savanne haben viele Eigenschaften, mit denen sich Menschen identifizieren können: Sie sind neugierig, verspüren Trauer und haben einen engen Familienzusammenhalt; ihnen wird enorme Intelligenz zugeschrieben sowie ein gutes Gedächtnis.
Botsuana verbot 2014 die Elefantenjagd. Doch fünf Jahre später hob die Regierung das Verbot wieder auf – eine Entscheidung, die weltweite Empörung auslöste. Botsuana argumentiert, dass die Trophäenjagd und kontrollierte Keulungen dazu beitragen können, die Elefantenpopulation in den Griff zu bekommen und die Konflikte zwischen Mensch und Tier zu verringern.
Die Jagd sei zudem eine wichtige Einnahmequelle für Gemeinden in Botsuana, sagte Boatametse Modukanele, der Ständige Sekretär des Ministeriums für Umwelt und Tourismus, der Deutschen Presse-Agentur. Eine einzige Trophäenjagd bringe Tausende US-Dollar ein. Die Einnahmen flössen in Treuhandfonds und würden für soziale Dienstleistungen und Naturschutz verwendet. Sie gäben lokalen Gemeinden zudem Anreiz, illegale Wilderei zu unterbinden und dazu beizutragen, dass Elefantenbestände stabil bleiben, so Modukanele.
Nur etwa 250 Jagdlizenzen pro Jahr würden in ausgewählten Gebieten vergeben, vor allem in Gegenden, in denen es häufig zu Konflikten zwischen Menschen und Elefanten komme. "Bei der hohen Zahl von Elefanten, die wir haben, macht das keinen großen Unterschied", sagt der Politiker.
Streit mit Deutschland
Im Frühjahr war eine Debatte zwischen Botsuana und Deutschland über die mögliche weitere Beschränkung der Einfuhr von Jagdtrophäen hochgekocht. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) gilt als Befürworterin und hatte damit die Kritik Botsuanas auf sich gezogen. Im April wetterte der scheidende Präsident Mokgweetsi Masisi (2019-2024) gegenüber der "Bild"-Zeitung, er wolle aus Protest 20.000 Elefanten nach Deutschland schicken, was aber nicht geschah.
"Die Botschaft hinter dem Geschenkangebot war, dass es nicht einfach ist, mit Elefanten zusammenzuleben, wenn man nicht von ihnen profitiert", erklärte Modukanele nun der Deutschen Presse-Agentur. Ende September drohte Masisi dann, die 20.000 Elefanten abschießen zu lassen, um ihr Fleisch an hungernde Menschen in Botsuana zu verteilen. Wieder ließ der Staatschef offen, wie ernst er meinte.
Offene Elefantenkorridore
In der Zwischenzeit suchen Wissenschaftler nach Lösungen für das Zusammenleben zwischen Menschen und Jumbos. Der gemeinnützige Ecoexist Trust glaubt beispielsweise, die Zahl der Elefanten sei gar nicht der entscheidende Faktor. Ein wichtiger Grund für die vielen Konflikte sei, dass Dörfer und Felder an Orten lägen, die Elefanten seit Jahrhunderten als Korridore nutzen, um Wasser und Nahrung zu finden. Ecoexist hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese zu identifizieren, abzugrenzen und zu schützen. Die Theorie der Organisation: Wenn sich die Wege von Menschen und Elefanten nicht kreuzen, gibt es automatisch weniger Konkurrenz um natürliche Ressourcen.