Tierhalter begleichen Schulden nicht
„Klare Nachweise dafür, dass Menschen ihre Tiere bei uns aus finanziellen Gründen abgeben, haben wir nicht“, sagt Anette Kramme, Vorsitzende des Tierschutzvereins. „Es werden uns – wahrscheinlich aus Scham – andere Gründe vorgetragen, obwohl wir gelegentlich vermuten, dass das Geld zu Hause einfach knapp geworden ist.“ Der Tierschutzverein macht eine ähnliche Erfahrung wie die Tierhilfe bei Fundtieren: „Wir haben in den letzten Monaten vermehrt ausgesetzte Tiere aufnehmen müssen“, sagt Kramme. „Darüber hinaus müssen wir feststellen, dass Tierhalter häufiger als bisher ihre Schulden bei uns nicht begleichen, beispielsweise Pensionskosten nach einem Krankenhausaufenthalt.“
Tierheim kämpft mit Kostensteigerungen
Dabei sei der Tierschutzverein genauso hart von den Kostensteigerungen betroffen. „Unser Gebäude ist veraltet und überhaupt nicht isoliert. Unser Stromverbrauch ist enorm, weil bei uns Industriewaschmaschinen und -trockner im Dauerbetrieb sind. Die Tierärzte haben ihre Gebühren erhöht, das Futter ist viel teurer geworden und das Tierheim war in den letzten Monaten bis auf die letzte Box voll.“ Schon jetzt würden sich die Mitarbeiter um rund 30 Welpen kümmern. Und bald beginne wieder die Kittensaison. „Gerade im Landkreis haben wir mit verwilderten, unkastrierten Hauskatzen und ihren Babys zu tun. Diese Katzen sind oft in einem verheerenden gesundheitlichen Zustand - voller Parasiten, halb verhungert.“
Die Kätzchen bräuchte eine besondere Zuwendung und kosteten die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen viel Zeit. „Leider haben wir auch völlig unnötig mit entlaufenen Hauskatzen zu tun, die nicht gechippt und registriert sind“, schildert Kramme. „Wir sind deshalb unbedingt für eine Chip-Pflicht und für eine Pflicht zur Kastration bei Freigängerkatzen. Wir helfen im Übrigen in Härtefällen bei den Kastrationskosten aus. Wir erhalten dafür ein kleines Budget von Stadt und Landkreis.“
Ortsnah keine durchgehend geöffnete Tierklinik da
Ein großes Problem für den Tierschutz sei außerdem, dass es ortsnah keine Tierklinik mehr gebe, die jederzeit geöffnet habe. „Das ist eine Katastrophe, wenn ein Hund beispielsweise nachts eine lebensbedrohliche Magendrehung hat und das Tier erst weit transportiert werden muss, bevor es behandelt wird.“
Der Landkreis Bayreuth bezahlt nach eigenen Angaben an den Tierschutzverein jährlich 45 Cent pro Einwohner sowie einen Betrag für Kastrationsprojekte in Höhe von 3000 Euro. Ohne eine Anordnung auf Landesebene könnte der Landkreis eine Verordnung zum Schutz frei lebender Katzen für bestimmte Gebiete im Landkreis erlassen. Dies ist aber nur für bestimmte Gebiete möglich, so eine Sprecherin. Die frei lebenden Katzen müssten unter erheblichen Schmerzen, Krankheiten oder Schäden leiden, die auf die hohe Anzahl von Katzen zurückzuführen sein müssten. Der unkontrollierte freie Auslauf fortpflanzungsfähiger Katzen im dem jeweiligen Gebiet könnte verboten oder beschränkt werden und eine Kennzeichnung und Registrierung der dort gehaltenen Katzen vorgeschrieben werden. „Allerdings liegen die Voraussetzungen zum Erlass einer solchen Verordnung im Landkreis nicht vor“, heißt es aus der Kreisbehörde.