Thurnau Ping-Pong gegen Parkinson

Rainer Unger

Einen Stützpunkt „Ping-Pong-Parkinson“ hat Wolfgang Krebs in Zusammenarbeit mit der Tischtennis-Abteilung des TSV in Thurnau eingerichtet.

 
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  Foto: Rainer Unger

Die Sportart kann den Krankheitsprozess positiv beeinflussen und hilft an Parkinson erkrankten, den Verlauf zu verlangsamen oder sogar zu stoppen. Krebs will andere Betroffene ermuntern, mit der Teilnahme am Tischtennis etwas gegen ihre Krankheit zu tun. Sein Ziel ist es aber auch, das Thema Parkinson in die Öffentlichkeit zu bringen.

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„Es war im Februar vor zwei Jahren, da habe ich einen Tremor bei mir festgestellt“ erinnert sich Wolfgang Krebs. Das Muskelzittern veranlasste ihn, eine Untersuchung im Bayreuther Klinikum durchführen zu lassen, bei der als Diagnose Parkinson festgestellt wurde. „Ich hatte das wegen des Tremors aber schon geahnt und mir gesagt: Das Leben geht weiter. Natürlich verändert sich dadurch der Blick auf das Leben, ich habe es aber auch als Chance und Herausforderung gesehen und gehe positiv damit um“, führt der Leiter des Schlosstheaters aus.

Über die Deutsche Parkinson-Stiftung erkundigte er sich, welche Möglichkeiten es gibt, um der Krankheit zu begegnen. Vor rund einem halben Jahr erfuhr er dann von der Organisation „Ping-Pong-Parkinson“, kurz PPP, die mittlerweile 100 Standorte in Deutschland unterhält. „Auf der Homepage habe ich gelesen, Tischtennis fördert die Motorik, die Beweglichkeit und das Reaktionsvermögen. Zudem verbessert es die Gedächtnisleistung, den Gleichgewichtssinn und das Konzentrationsvermögen. Vor allem aber macht es sehr viel Spaß“, führt der Wahl-Neudrossenfelder aus.

Das Problem war allerdings, dass es in Oberfranken keinen Standort gab und er bis Nürnberg hätte fahren müssen. Krebs wandte sich deswegen an Sven Trautner, PPP-Regionsleiter Bayern, zwecks der Suche nach einem Kooperationspartner. Wegen der Nähe von Neudrossenfeld zu Thurnau und auch weil er hier das Schlosstheater betreibt, hielt Wolfgang Krebs den Ort und den TSV für prädestiniert.

„Sven Trautner hat mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dass unser Verein einen Stützpunkt einrichtet. Er hat aber zunächst keinen Namen genannt und nicht gesagt, um welchen Betroffenen es sich handelt“, fährt Dieter Baumgarten, Tischtennis-Abteilungsleiter des TSV Thurnau, fort. „Unsere Abteilung stellt ja mit ihren 50 Mitgliedern nicht nur ein knappes Zwölftel der Mitglieder des TSV, sondern hat auch 33 Aktive, davon neun Jugendliche. Vor allem spielen bei uns auch Rollstuhlfahrer mit, die den Sport mit einer unglaublichen Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und Begeisterung ausüben“, erzählt Dieter Baumgarten. Insofern erkannte er, wie sinnvoll Tischtennis als Therapie gegen Parkinson sein kann, und sagte zu.

Vor zwei Monaten startete Wolfgang Krebs nun seine „Tischtennis-Karriere“ beim TSV. „Zugute kam mir dabei, dass ich die Sportart nicht komplett neu erlernen musste, weil ich sie als Kind und Jugendlicher viele Jahre lang ausgeübt hatte“, verrät Wolfgang Krebs. „Ich merke, wie gut mir das Tischtennis tut“, hat Wolfgang Krebs in dem relativ kurzen Zeitraum schon festgestellt. Sein Ziel ist es aber nicht, nur etwas für sich zu tun, sondern auch andere Betroffene zu animieren, vielleicht dem Verein beizutreten. „Viele Parkinson-Patienten ziehen sich ja aus dem öffentlichen Leben zurück. Die mit den körperlichen Symptomen verbundenen Ängste und Unsicherheiten treiben viele in die Isolation, sie fühlen sich nicht mehr als Teil einer spiel- und sportbegeisterten Gesellschaft. PPP zeigt, dass es auch anders geht und ein aktives Leben mit Parkinson, eine Teilnahme an Aktivitäten möglich ist“, verdeutlicht Wolfgang Krebs.

Und Dieter Baumgarten ergänzt: „Wir stellen den Interessierten unsere Halle zur Verfügung. Jeder kann kommen und mitspielen, wenn wir mittwochs und freitags ab 20 Uhr Training haben.“ Baumgarten freut sich über jeden, der nach dem „Reinschnuppern“ dann auch dabei bleibt und vielleicht dem Verein beitritt. Krebs verweist auf eine Studie, die belegt hat, dass regelmäßiges Tischtennis spielen eine vielversprechende Form der Physiotherapie darstellt und zu verschiedenen Verbesserungen führt. PPP will aber auch die Forschung in die Gänge bringen, um auch gegen andere neurologische Krankheiten Fortschritte zu erzielen, führt Krebs aus.

Kontakt: Stützpunktleiter Wolfgang Krebs, Telefon 01 60/4 48 37 69 oder wolfgang.krebs@pingpongparkinson.de; weitere Infos unter www.pingpongparkinson.de.