Ich gebe zu: Ein Kommentar, der einen Politiker lobt, ist an dieser Stelle ungewöhnlich. Glauben Sie mir, er geht auch bestimmt nicht leicht von der Hand. Es steht schließlich zu befürchten, dass die Leserschaft denkt: Dieser Schreiberling, der will sich einschleimen. Denn ein Politiker, der etwas gut macht, macht am Ende auch nur seinen Job. Wen müssten wir da alles loben?

Und doch ist es an dieser Stelle einmal angebracht. Eben weil eine Politikerin einmal nicht das tut, was Journalisten und Bürger ihrem Berufsstand so gerne vorwerfen: nämlich ihr Fähnchen nach dem Wind zu drehen. Wobei wir beim Thema wären: Es geht um Windkraft. Und diese Politikerin, das ist Hollfelds Bürgermeisterin Karin Barwisch.

Dienstaufsichtbeschwerde haben Krögelsteiner Windkraftgegner gegen sie eingelegt. Ihre Nachbarn also. Barwisch wohnt in Krögelstein, ist dort aufgewachsen, hat sich jahrelang ehrenamtlich im Sportverein und in der Kirche engagiert. Ihr Vorstandsposten in der Genossenschaft, die die Windräder bauen will, sei ein lukratives Pöstchen, haben sie auf Flugblätter gedruckt. Dabei handelt es sich nachweislich um ein Ehrenamt. Das war Verleumdung und nicht weniger. Spöttisches Gelächter herrschte auf der Bürgerversammlung, als Barwisch zugab, dass sie selbst es war, die dem Bürgerbegehren gegen Windkraft ein Ratsbegehren für Windkraft entgegen stellen wollte. Barwisch muss sich verplappert haben, dachten die Krögelsteiner da. Dabei stand sie einfach dazu. Und jetzt, wo sich die angrenzenden Gemeinden zur 10H-Regel bekennen und damit auch Hollfelder Windräder nahezu unmöglich machen – die Gelegenheit zum Einknicken war nie günstiger –, da sagt sie: „Notfalls lasse ich es auf einen Rechtsstreit mit den Nachbarn ankommen.“ Die Frage muss erlaubt sein, was Barwisch reitet.

Die Antwort ist einfach: ihre Überzeugung. Immer wieder hat sie betont, dass sie der Windkraft einmal skeptisch gegenüberstand. Aber drei Jahre im Regionalen Planungsverband haben Spuren hinterlassen. Sie hat sich mit der Materie länger auseinandergesetzt, als die meisten ihrer Kritiker. Und sie ist zu der Überzeugung gelangt, dass die Stadt Hollfeld einen Beitrag zur Energiewende leisten kann und sollte. Aus dieser Meinung hatte sie auch im Wahlkampf keinen Hehl gemacht. Dass sie trotz widriger Umstände zu ihrem Wort steht, beeindruckt mich. Das muss man auch einmal zugeben können.


thorsten.guetling@kurier.tmt.de