Thema Volksbegehren Landwirte bauen das an, was Verbraucher nachfragen

Leserbrief von Gisela Stahlmann, Mistelbach
 Foto: red

LESERBRIEF. Zur Berichterstattung über das Volksbegehren "Rettet die Bienen".

 
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Rettet die Bienen – ja das will ich auch, war mein erster Gedanke dazu! Erst als ich mir auf der Homepage des Bürgerbegehrens die Details dazu angeschaut habe, bin ich nachdenklich geworden.

Keine Frage: Natur, Umwelt, Artenschutz und Nachhaltigkeit werden mit die wichtigsten Themen der Zukunft sein. Gesunde Lebensbedingungen, gesunde Lebensmittel sind auch mir sehr wichtig. Aber das Bürgerbegehren ist mir zu einseitig. Wenn man sich die Hintergrundinformationen dazu anschaut, dann soll bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen nur noch Ökolandbau möglich sein. Da stellt sich für mich schon die Frage, wer diese Produkte denn abnimmt? Wenn wir jetzt schon bio oder regional kaufen würden, dann müsste man keinen Ökoflächenmindestanteil vorschreiben, dann würde sich der Markt von selbst regeln. Schließlich bauen die Landwirte das an, was wir Verbraucher nachfragen. Mit solchen verpflichtenden Auflagen macht man nur Erzeugerpreise kaputt und damit unsere heimischen landwirtschaftlichen Betriebe. Und wer dann unsere Flächen und vor allem wie bewirtschaftet ist mehr als fraglich. Was wird dann aus unserer schönen fränkischen Heimat?

Eine weitere Forderung des Bürgerbegehrens ist, das ein Siebtel der landwirtschaftlichen Fläche zum Biotopverbund umgewandelt werden soll. Eine Bewirtschaftung ist dann nicht mehr möglich. Ich kann verstehen, dass die Grundstückseigentümer dies als Enteignung ansehen. Das ist, als wenn mir meine Kommune im Bebauungsplan nicht nur die Dachfarbe meines Hauses vorschreibt, sondern auch wie und mit welchen Pflanzen ich ein Siebtel meines Gartens anlegen muss! Und überhaupt, wer kontrolliert dies wieder und schickt mir dann einen Bescheid, weil ich meiner Verpflichtung nicht nachgekommen bin? Auch ich würde dies als Eingriff in mein Eigentum ansehen!

Mir scheint, als würde die gesamte Verantwortung an die Landwirte abgewälzt. Die breite Masse unterschreibt, hat eine weiße Weste und die Landwirte sind die Buhmänner, die obendrein die Last tragen sollen. Aber das Leben ist nicht schwarz und weiß. Wir können die Verantwortung doch nicht nur einigen wenigen zuschieben. Ehrlich wäre für mich ein Bürgerbegehren mit dem Titel „Lasst und alle GEMEINSAM die Artenvielfalt retten“ mit einer Verantwortung, die sowohl bei den Landwirten liegt, als auch bei jedem Einzelnen von uns.

Auch ich möchte auf meinen Mähroboter nicht mehr verzichten, aber dafür kann ich ja im Gegenzug ein Blumen/Staudenbeet anlegen, kann auf meine nächtliche Lichtquelle im Garten verzichten und auf den zweiten Urlaubsflug im Jahr, kann regional erzeugte oder Bioprodukte kaufen, und, und, und. . Was jeder einzelne dazu beiträgt, ist egal. Hauptsache er tut es! Das wäre für mich ehrlich!