Thema: Übergewicht Kein oberfränkisches Phänomen

Leserbrief von Reinhard Wittke, Bayreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Therapie des krankhaften Übergewichts,“ Kurier vom 6./7. April. 

 
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„In der westlichen Welt stellt das krankhafte Übergewicht ein großes Problem dar“, heißt es in dem Artikel, weil es eine Folge negativer Auswirkungen beim Menschen, wie Diabetes, Hochdruck, Schlaganfall sowie Gelenks- und Wirbelsäulen-Schäden nach sich zieht.

Der Schweregrad des Übergewichts wird nach dem Body-Mass-Index (BMI) berechnet, also aus dem Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße im Quadrat. Das lässt sich mit einem Taschenrechner noch halbwegs bewerkstelligen. Weitaus schwieriger wird es, wenn, wie im Kurier vorgeschlagen, ein Quotient aus Körpergewicht und Körperoberfläche ermittelt werden soll. Wie bitte ermittelt man die Körperoberfläche (3-D-Scan)?

Was also soll der arme Übergewichtige berechnen, um sein gesundheitliches Risiko abzuschätzen? Dazu gesellt sich ein weiteres Problem. Wie eine Forschergruppe der Uni Boston an 733 übergewichtigen Patienten festgestellt hat (Journal of Neurology) schrumpft mit zunehmendem BMI auch die graue Hirnmasse (Focus online vom 19. Januar). Mit größer werdendem Bauchumfang steigt zudem das Risiko zur Demenz – wer hätte das gedacht?

Gott sei Dank ist das Phänomen des krankhaften Übergewichts in Oberfranken praktisch nicht vorhanden, oder wer kennt jemanden, der meint übergewichtig zu sein? Die zwei großen Risikofaktoren, nämlich Bewegungsmangel und zu hohe Kalorienaufnahme, spielen bei uns keine wesentliche Rolle. Weite Bevölkerungsschichten betätigen sich hier dermaßen sportlich, dass eine Gewichtszunahme ausscheidet.

Man denke nur an die unübersehbare Zahl an Sportgrillern, die jetzt wieder unter Aufbietung der letzten Energiereserven und mit riesiger Anstrengung den Grill und riesige Fleischberge ins Freie schleppen. Auch ein Blick auf die Speisekarte unserer Landgasthöfe und Kerwa-Veranstaltungen zeigt ein kalorienarmes Angebot in der Überzahl.

Deshalb steht zu befürchten, dass die ärztlichen Experten des Klinikums mit ihrer invasiven Therapie von Magenband und Magenverkleinerung nicht den Zuspruch finden werden wie sonst in der „westlichen Welt“.