Thema: Mathe-Abitur Offenbarung von Inkompetenz?

Leserbrief von Wilhelm Ritter, Bad Berneck
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Schüler: Mathe-Abitur viel zu schwer“, Kurier vom 6.Mai.

 
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Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell und medienwirksam sich Simone Fleischmann, Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes BLLV (vertritt hauptsächlich Grund-, Mittel- und Förderschullehrer) zu Wort meldet, wenn es um Belange der Gymnasien geht.

Jüngstes Beispiel: Schon zwei Tage nach dem Mathematik-Abitur weiß sie, dass die Aufgaben zu schwer waren. Laut dpa hätten nach ihrer Aussage selbst Mathelehrer keine einzige Aufgabe im Kopf rechnen können.

Abgesehen davon, dass es nicht stimmt, ist dies kein Kriterium für ein Mathematik-Abitur. Schließlich handelt es sich nicht um einen Grundschul-Kopfrechentest.

Nach Frau Fleischmann habe es in einem Teil der Prüfung sehr viel – teils auch unnötigen – Text gegeben. „Eklatant viele“ Schüler seien deswegen nicht rechtzeitig fertig geworden. Das ist nicht nachvollziehbar. Die Lesezeit für einen vergleichsweise immer noch überschaubaren Mathematik-Aufgabentext ist angesichts einer Gesamtarbeitszeit von 240 Minuten von keiner entscheidenden Bedeutung.

Man muss schon über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügen, wenn man mit solchen Behauptungen voranprescht und dabei auch Gefahr läuft, seine Inkompetenz zu offenbaren.

Der Bayerische Philologenverband bpv (vertritt Gymnasiallehrer) ist da etwas vorsichtiger und empfiehlt den Abiturienten, nicht mit der Matheprüfung zu hadern, sondern sich auf die weiteren drei Prüfungen zu konzentrieren und dann das Ergebnis abzuwarten.

Diese Empfehlung hilft den Schülern weit mehr als die hysterisch aufgeheizte Debatte, die höchstens geeignet ist, sich als Person mit öffentlich vorgetragener Fürsorge zu profilieren.

„Ich will diskutieren“, sagt Simone Fleischmann. Die Medien werden ihren Wunsch vermutlich gerne aufgreifen.