Thema: Lkw-Verkehr Resignation ist keine Option

Leserbrief von Prof. Sigrid Liede-Schumann, Emtmannsberg
 Foto: red

Zum Kommentar „Die Lkw-Flut“ von Peter Engelbrecht, Kurier vom 24./25. August.

 
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„Laut Prognose sollen 12.400 Lastwagen pro Tag im Jahr 2030 in dem Bereich unterwegs sein.“ Mit diesem Satz wird der Bau einer neuen Rastanlage für Lastwagen begründet, der 7,3 Hektar Wald in einem landschaftlich sensiblen Gebiet zum Opfer fallen sollen.

Da stellt sich doch als Erstes die Frage: Wer hat das prognostiziert, und wann? Hat nicht kürzlich erst ein Verkehrsminister behauptet, bis 2030 würden Lastwagen autonom fahren? Autonom fahrende Laster brauchen keine Rastplätze.

Auch der Klimaschutz hat erst im letzten Jahr Fahrt aufgenommen – ist Verkehrswende dennoch nur ein leeres Wort, oder sollte damit gemeint sein, dass Laster derzeit, wie ein Transportunternehmer beruhigend versichert, alle die höchste Abgasnorm erfüllen? Sie stoßen zwar immer noch etwa neunmal so viel Kohlendioxid aus wie der Bahntransport der gleichen Güter erzeugen würde, aber immerhin!

Auch der umweltbewusste Peter Engelbrecht hat in seinem Kommentar resigniert. Aber Resignation ist keine Option! Wenn wir immer noch vor der angeblichen Notwendigkeit umweltschädigender Maßnahmen einknicken, dann haben wir nicht verstanden, dass wir Fantasie, Zeit und Geld aufwenden müssen, damit wir nicht immer schneller die Abwärtsspirale hinuntersausen.

Wie wäre es, wenn der Landkreis die für die Rastanlage vorgesehene Bausumme der Bahn für den Start der Bahn-Elektrifizierung anbietet? Natürlich wird dies nicht ausreichen, aber wo erst mal ein Anfang gemacht ist, findet sich meistens auch eine Anschlussfinanzierung. Wenn Kommunen und Landkreis sich zusammentun würden und für eine bessere Schienenanbindung auch bereit wären, finanzielle Mittel aufzuwenden, könnte was draus werden. Aber der Landkreis investiert immer noch lieber in Straßen.

„Der Gütertransport auf der Straße ist billig, zuverlässig und schnell“ – genau da läge ein weiterer Ansatzpunkt. Lkw-Maut gibt es bereits – man könnte sie lässig verdoppeln, dann wäre genug Geld für einen Ausbau der Bahn-Infrastruktur vorhanden.

Auch für bereits vorhandene Lkw-Stellplätze könnte man eine saftige Gebühr kassieren. Ja, dann werden viele Güter erst mal teurer. Vielleicht überlegt sich dann aber auch der ein oder andere, dass man nicht alles über Nacht geliefert haben muss oder dass regional produzierte Ware auch ihre Qualitäten hat. Wenn wir nämlich alles einfach weiterlaufen lassen, wie es bislang gelaufen ist, werden wir sehr bald an einen Punkt kommen, an dem die angerichteten Schäden mit Geld nicht mehr zu bezahlen sind.