Thema Kulturreferent Ein schwarzer Tag für Bayreuth

Leserbrief von Franz Miosga, Bayreuth

Zum Bericht Stadtrat will keine Erklärungen, Kurier vom 20. Dezember.

 
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Mit seinem schweren Gang nach Canossa hat der designierte und untreu gewordene Kulturreferent Knoblich Größe gezeigt. Er ist persönlich gekommen und hat sich nicht schriftlich geäußert.
Warum?

Weil er sich einerseits bedanken wollte für das Vertrauen, das ihm die Stadträte mit seiner Wahl geschenkt hatten. Weil er andererseits um Verständnis bitten wollte für die Rückgabe des ihm anvertrauten Amtes für ein besseres, das ihm jene Stadt angeboten hat, für die er vorher tätig war, und die seine Qualitäten zu schätzen weiss. Den möchte ich sehen, der ein solches Angebot ausschlägt! Herr Knoblich hat es nicht ausgeschlagen, denn so etwas erfährt man selten zweimal im Leben. Seine Gewissensbisse jedoch kann man nachvollziehen. Deswegen wollte er mit den Stadträten in Bayreuth reden. Er wollte sich nicht wie ein Dieb davon schleichen, sondern den Vertretern der Stadt noch in die Augen schauen können. Es gab auch noch anderen Gesprächsstoff, die Veränderung der Arbeitsplatzbeschreibung zum Beispiel.

In einer solchen Situation ist in unserer abendländischen Kultur ein Gespräch angemessen, sinnvoll und verdient Respekt. Nicht so in Bayreuth!

Was Herr Knoblich hier vorfand, waren 25 beleidigte Leberwürste, deren Verhalten an die gekränkte Ehefrau erinnert, die sich nach einem Ehekrach im Badezimmer einschließt. Da das die Mehrheit war, musste Herr Knoblich unverrichteter Dinge nach Erfurt zurückfahren. Herrn Schieseck, aber auch den anderen 13 Stadträten möchte ich danken, dass Sie das Gespür für Anstand und gute Manieren nicht diesem Spuk geopfert haben. Nein, die Trotzhaltung des Stadtrates war nicht gut, zumal die Stadträte ausreichende Zeit hatten, sich auf die Begegnung mit Herrn Knoblich vorzubereiten.

Haben die Bürger von Bayreuth nicht ihre Stadträte gewählt in Erwartung, dass sie ihre Entscheidungen mit Klugheit, Besonnenheit und Weisheit treffen? Was an jenem vergangenen Mittwoch im Rathaus ablief, war jedoch einfach arrogant, unreif und peinlich!

Offensichtlich schätzt der gegenwärtige Stadtrat zwar das Amt, das er vergibt, nicht jedoch denjenigen, der auch immer es bekleidet. Er sollte sich fragen, ob diese Haltung und das Scheitern, in Bayreuth einen Kulturreferenten auf Dauer zu halten, nicht einen Zusammenhang haben.

Da ich mich als Bayreuther Bürger durch diese Verhaltensweise der Mehrheit des Stadtrates nicht nur nicht vertreten fühle, sondern in peinlicher Weise bloßgestellt sehe, werde ich mich persönlich bei Herrn Knoblich entschuldigen. Welche Gedanken Herrn Knoblich auf seiner Rückreise nach Erfurt begleitet haben dürften, lässt sich erahnen: er dürfte wohl dem Schicksal gedankt haben, das ihn vor einer Tätigkeit unter dem Diktat des Bayreuther Stadtrats bewahrt hat.