Es mag ja eine erlernte und effektive journalistische Technik sein, Fragen in einem Interview provokativ zu stellen. Wenn aber Unterstellungen wie in dem Interview mit Robert Baums als Vorsitzender der Kulturfreunde Bayreuth geäußert werden, muss ich mich fragen, ob Henrik Vorbröker nicht aus welchen Gründen auch immer den Schaden an dem Verein der Kulturfreunde billigend in Kauf nimmt, um möglichst coole Fragen zu formulieren.
Dass ein Verein (Kulturfreunde) seit Jahrzehnten eine Serie von Abonnementskonzerten von Kammermusik und Orchestern veranstaltet, wäre schon für sich bemerkenswert. Auf welchem Niveau das bei den Kulturfreunden stattfindet, finde ich geradezu phänomenal. Es werden erstklassige Künstler von Weltniveau eingeladen und bescheren den Besuchern meist absolut eindrucksvolle Erlebnisse der Musik. Dass Vorberichte und Kritiken im Kurier immer seltener erscheinen, finde ich und sicher viele Leser sehr bedauerlich, ja bedenklich.
Dass die Besucher der Konzerte lieber unter sich bleiben möchten, ist eine geradezu absurde Unterstellung. Der Verein entfaltet gerade auf Initiativen von Herrn Baums vielfältige Aktivitäten, sich neuen Besucherschichten zu öffnen. Gemeinsame Konzerte mit dem Jazzclub Bayreuth, Besuche der Musiker in Bayreuther Schulen am Vormittag vor dem Konzert, Cross-over-Veranstaltungen, die Klassik, Barock und moderne Improvisation zusammenbringen, die Einladung von Ketil Bjornstadt als Autor von Romanen und Konzertpianist, die regelmäßigen Einführungsvorträge vor den Konzerten zeugen davon, dass die vielleicht früher starre Form des klassischen Konzerts für Kenner verlassen wird und neue Formen Einzug finden in das Programm.
Dass Henrik Vorbröker die Künstler Isabelle (nicht Isabella) Faust und Claire Huangci nicht kennt, zeugt nur davon, dass er offensichtlich in den letzten Jahren die Konzerte der Kulturfreunde oder anderer Veranstalter eben gerade nicht verfolgt und besucht hat und sich nicht auseinandersetzt mit Elitekünstlern der klassischen und romantischen Musik. Sich damit auch noch zu brüsten, empfinde ich als geradezu haarsträubend. Wäre es nicht noble Aufgabe eines leitenden Kulturredakteurs, diese Namen auch unter jüngeren Kollegen bekannt zu machen?
Selbstverständlich steht es einer freien Redaktion frei, ausschließlich darüber zu berichten, was ihr für die Leserschaft relevant erscheint. Wenn sich die Redakteure von der Berichterstattung über ein fantastisches Konzertprogramm zurückziehen, ist das eben Ausdruck des Desinteresses und Niveaus dieser Redaktion. Für mich als Leser stellt sich dann aber die Frage, wie relevant die Lektüre einer Zeitung ist, die sich mehr und mehr auf ihr cool erscheinende Themen beschränkt.