Thema: Klimawandel Wichtige Symbolhandlung

Leserbrief von Hans Gruber, Goldkronach
 Quelle: Unbekannt

Zum Leserbrief „Wir sind nur Zuschauer“ von Peter-Michael Schabert, Kurier vom 14. August.

 
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In Island ist der erste Gletscher verschwunden. Er hatte die Fläche von 2100 Fußballfeldern. An einer Tafel daneben steht: „Brief an die Zukunft. Ok ist der erste Gletscher auf Island, der seinen Status als Gletscher verliert. In den kommenden 200 Jahren könnten ihm alle unsere Gletscher folgen. Diese Gedenkstätte soll bezeugen, dass wir wissen, was geschieht und was zu tun ist. Nur ihr wisst, ob wir es getan haben.“

Ich weiß nicht, wie ein Leser in 200 Jahren Herr Schaberts Leserbrief lesen würde, der auf – wie ich finde – sehr polemische Weise ökologische Ziele als Maßnahmen einer nicht kopfgesteuerten Regierung darstellt. „Weg von den Rindviechern, (…), weg vom Urlaub auf Kreuzfahrtschiffen“ – ich habe das in dieser Zuspitzung noch nie einen Regierungsvertreter sagen hören.

Weniger Rindviecher, weniger Feinstaub, das ja, und das hört sich für mich sehr vernünftig an. Es gehört in den Bereich der Manipulation, die Meinung eines anderen zu überspitzen und dann als absurd darzustellen. Absurderweise finde ich im gesamten Leserbrief den roten Faden des Vorwurfs der Kopflosigkeit, aber keine Argumente auf der Basis von Vernunft.

Wie begründet sich die Aussage, dass wir beim Klimawandel letztlich nur Zuschauer sind? Dass „Feinstaub, Methan, Kohlendioxid (…) Killerbegriffe“ sind, um der Industrie den Garaus zu machen? Sagen Sie das einmal einem Bewohner der Neckarstraße in Stuttgart. Wann hat denn Trittin gesagt, dass die Suche nach einer Alternative zum atomaren Endlager in Gorleben nur einen Euro pro Monat kostet, was Sie ihm polemisch unterstellen?

Der Leserbrief des Herrn Krumpholz, auf den Sie sich beziehen, drückt für mich eine Seite der Wahrheit aus, die der Verantwortungsethik. Der Gegensatz dazu ist nach Max Weber die Gesinnungsethik, die besagt, dass man einfach das Richtige tun soll, egal, was es in der Gesamtschau für Folgen hat. Das ist die andere Seite der Wahrheit, das Apfelbäumchen, das man pflanzt trotz angesagtem Weltuntergang.

Lapidar heißt das, ich werfe keinen Müll in die Umwelt, selbst wenn es alle tun. Oder ich versuche, in meinem Garten einen klitzekleinen Beitrag zur Eindämmung des Insektensterbens zu geben, auch wenn die landwirtschaftliche Fläche im Vergleich zu privaten Gärten das 50-Fache beträgt. Mich nervt unglaublich dieses: „Erst müssen die anderen anfangen, mein Handeln hat ja eh kaum Auswirkungen!“

Und hier kommt Greta Thunberg ins Spiel, die mit dem Segelschiff in die USA reist. Das kann natürlich kein direktes Vorbild für Reisende sein, aber es ist eine wichtige Symbolhandlung. Dass sie dadurch von der älteren Generation teilweise vernichtend kritisiert wird, übersieht die Tatsache, dass wir alle in Widersprüchen leben.

In dieser Sache unsere Regierung zu kritisieren mit einer Kanzlerin, die extrem für Vernunft und auch Bescheidenheit steht, erscheint mir nicht in Vernunft begründet.