Thema: Kirchenaustritte Wer kickt die Kirche aus dem Koma?

Leserbrief von Josef M. Kasuch, Bayreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Austritte treffen Kirchen hart“, Kurier vom 20./21. Juli.

 
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Als Gott mehr über sich erfahren wollte – so ein Bonmot –, hat er die Theologen erschaffen.

Ein solcher Kalauer beschreibt süffisant eine Priesterkaste im Schonraum der Kirche, die im spirituellen Light-Format unter Berufung auf die göttliche Heilsbotschaft Lust aufs Himmelreich vorgibt. Wenn allerdings die theologische Doktrin zur jenseitigen Zukunftsvorsorge nur noch als Sprechblase wahrgenommen wird, stimmen Christen mit den Füßen ab und verlassen ihre Kirche. Mit dem Dissidentenstatus wird Kirchensteuer eingespart, Ansehensverlust ist nicht zu erwarten.

Kirchenaustritte sind nicht unbedingt ein Zeichen für theologischen Nihilismus, sondern aus katholischer Sicht häufig eher ein Indiz für den langjährigen Reformstau. Wer sich beispielsweise als katholischer Priester mit dem Stallgeruch der verlorenen Schafe infiziert, der ist als Seelsorger angesichts exkludierender Kirchenzucht mit dem kirchlich zugelassenen Gesinnungsfilter unterwegs; denn der päpstliche Jurisdiktions- und Lehrprimat gibt die Roadmap vor für das Christsein innerhalb der katholischen Kirchengemeinschaft. Und da werden unter Bezugnahme auf kirchliches Recht den katholischen Schmuddelkindern, die sich nach ihrer Scheidung wieder verheiratet haben, die Sakramente verweigert.

Es wird also die propagierte Gnadenfülle rationiert und protektionistisch zugeteilt. Wer soll in diesem Denkraum die Kirche aus dem Koma kicken? Der Glaube an die normative Kraft des Faktischen ist im Kontext religiöser Überzeugungen nicht gelistet.