Thema: Kirche Respektiert es!

Kommentar von Andreas Gewinner
Foto: Otto Pilz Quelle: Unbekannt

KOMMENTAR. Ich könnte es mir einfach machen. Und eindreschen auf die katholische Kirche, diese scheinbar rückständige Institution, die nicht mal mehr weltliche Konzerte in ihren Mauern erträgt. Breiter Beifall wäre mir sicher.

 
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Aber ich mache es mir nicht einfach. Ich sage: Die Entscheidung des Oberwarmensteinacher Pfarrers kann man bedauern. Man kann sie als vertane Chance ansehen, sich der Welt zu öffnen, Menschen in die Kirche zu bringen, die sonst nicht den Weg hierher fänden. Aber zum Skandal taugt die Entscheidung nicht.

Pater Philip hat sie theologisch korrekt begründet, daran führt kein Weg vorbei. Über Glaube lässt sich nicht streiten. Über Wortwahl schon eher („Gotteslästerung“, „Hochmut“), aber auch hier sollte man nichts auf die Goldwaage legen bei jemandem, der mit der deutschen Sprache nicht aufgewachsen ist und dem einzelne sprachliche Nuancen fehlen mögen.

Seit vielen Jahren schon kann die katholische Kirche in Deutschland Seelsorge nur noch aufrechterhalten, indem sie in großer Zahl Priester erst aus Polen, nun aus Afrika und Indien importiert. Und auch wenn die katholische Glaubenslehre überall auf der Welt die gleiche ist, bringen diese exotischen Hirten aus oft bitterarmen Ländern unvermeidlicherweise eine andere Spiritualität mit. Eine Gläubigkeit, die radikaler und ernster ist, als was man hier gewohnt ist, wo Katholizismus im breiten Bewusstsein oft zum bloßen Beiwerk abgesunken ist.

Die Kirche steht noch mitten im Ort, aber wie viele gehen noch sonntags hinein? Auf dem Land ist der Pfarrer – egal welche Hautfarbe – noch Respektsperson, der bei offiziellen Anlässen gleich nach dem Bürgermeister begrüßt wird. Aber wird er auch ernst genommen, wenn er eine unpopuläre Entscheidung fällt? 

Das ist vielleicht das eigentlich Irritierende an Pater Philips Entscheidung: dass hier jemand nicht den einfachen Weg gegangen ist, sondern den, den ihm sein Glaube befohlen hat. Das sollte man respektieren. Und sich nicht länger der Illusion hingeben, dass eine Kirche ihre Türen weltlichen Veranstaltungen öffnen soll, nur weil sie dies die vergangenen 20 Jahre auch getan hat.