Thema: Kindesmissbrauch Gut angelegtes Geld

Leserbrief von Maria Lampl, Bayreuth
 Foto: red

Zum Artikel „Täter ohne Reue, aber voller Schuld“, vom 6. September.

 
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Richterin Grudda spricht von einem „perfiden System“, das den jahrelangen Missbrauch erst ermöglichte. Die Täter schmeicheln sich erst bei den Kindern ein, bauen ein gutes Verhältnis auf, um sie dann zu missbrauchen. In den meisten Fällen funktioniert das so.

Dagegen kann man etwas tun. Seit über 20 Jahren bietet Avalon Präventionsangebote unter anderem an Schulen und Kindergärten an. Damit Kinder lernen dürfen sich abzugrenzen, sich zu wehren und Hilfe zu holen. Andererseits wird an den Elternabenden den Eltern deutlich gemacht, wie dieses perfide System funktioniert.

Solche Angebote gibt es bei Weitem nicht überall. Avalon hat mit zu den Ersten in Deutschland gehört, die diese Prävention angeboten haben. Da stellt sich die Frage, warum das nicht überall angeboten wird. Weil solche Angebote natürlich auch Geld kosten.

Tatsächlich gibt es seit dem 5. August eine neue Richtlinie zur Förderung von Notruf- und Fachberatungsstellen gegen Gewalt an Frauen, Kinder und Jugendlichen. In dieser Richtlinie wird der Anspruch formuliert, aktiv gegen Gewalt und sexualisierte Gewalt vorzugehen. Festgeschrieben sind die Bereiche niedrigschwelliger Zugang zu Beratung für Frauen, Kinder und Jugendliche, Prävention gegen Gewalt und sexualisierte Gewalt und Öffentlichkeitsarbeit. Auch an den Kosten will sich das Staatsministerium beteiligen, verbindet aber diesen Zuschuss mit der Fähigkeit des Trägers der Fachberatungsstelle einen zehnprozentigen Eigenanteil einzubringen. Als Eigenmittel werden Spenden und gerichtliche Geldauflagen anerkannt. Nun fragt sich, wer in dieser Höhe kontinuierlich Spenden aufbringen kann. Sehr schwierig – aber nicht unmöglich, sagen unsere Erfahrungen. Denn die Wirtschaft und die Bevölkerung leisten seit Jahrzehnten ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung der Fachberatungsstelle Avalon. Wir sprechen hier von fünfstelligen Summen. Auch wird dieser Zuschuss nur gewährt, wenn sich die Kommunen an der finanziellen Sicherung der Beratungsstelle beteiligen. Hier braucht es den politischen Willen nicht nur des Staatsministeriums, sondern auch aller kommunalen Politiker.

Damit der Kampf gegen sexualisierte Gewalt nicht nur Lippenbekenntnis bleibt, muss ausreichend Geld in die Hand genommen werden, um die Bedarfe zu decken. Allein für die Stadt Bayreuth haben sich für 2020 47 Schulklassen angemeldet, die an einem Projekt gegen sexualisierte Gewalt teilnehmen möchten. Immerhin sind auch rund 300 Beratungen für die Stadt jährlich zu leisten. In den Landkreisen ist der Bedarf an schulischer Prävention sogar noch höher. Unser neuestes Projekt „Alles Spaß!?“, in dem es um sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen geht, zeigt deutlich, dass vor Ort stattfindende Beratungen gut angenommen werden – egal wie weit man dafür ins Land hinaus fahren muss. Dieses Projekt ist zum Beispiel komplett ohne kommunale Zuschüsse finanziert. Nutznießer sind wir alle.