Thema: Kinderarmut Bei den Kindern kommt kein Cent davon an

Leserbrief von Marion Hofmann, Bayreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Arme Kinder leiden unter sozialer Kluft“, Kurier vom 2. August.

 
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Wieso haben eigentlich angeblich maßgebliche Politiker scheinbar keine Ahnung von den Gesetzen, die sie selbst zu verantworten haben? Warum wird immer wieder behauptet, eine Kindergelderhöhung käme Kindern aus finanziell (nicht „sozial“) schwachen Familien zugute? Bei Kindern, deren Eltern von Hartz IV leben müssen (und das sind ja wohl die Einkommensschwächsten), wird das Kindergeld eins zu eins auf den Regelbedarf des Kindes angerechnet, es bleibt also vom Kindergeld oder einer von einer Kindergelderhöhung null komma nix!

Bei Kindern von Alleinerziehenden, die Unterhalt, Unterhaltsvorschuss oder eine Halbwaisenrente erhalten, und etwa damit den Regelbedarf decken können, wird das übersteigende Kindergeld als „sonstiges Einkommen“ beim Elternteil angerechnet. Es gibt also auch bei einer Kindergelderhöhung keinen lausigen Cent extra.

Der Regelbedarf beträgt übrigens 2019 bei Kindern unter sechs Jahren 245 Euro, bei Kindern von sechs bis 13 Jahren 302 Euro und bei Kindern von 14 bis 17 Jahren 322 Euro. Dazu kommt der Kopfanteil für die Kosten der Unterkunft, der logischerweise für die Unterkunft aufgewendet werden muss. Eine Kindergelderhöhung freut sicher den ausreichend verdienenden Facharbeiter, den Zahnarzt und den Universitätsprofessor, und es sei ihnen ja grundsätzlich auch gegönnt. Eine Kindergelderhöhung ist bei Hartz IV nur eine Verteilung von einer staatlichen Tasche in die andere, weil ja weniger Regelleistung ausbezahlt werden muss.

Nur bei den Kindern, die Kindergeld am nötigsten brauchen, kommt kein Cent davon an. Derzeit leben übrigens knapp zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland von Hartz IV. Statt ewig über eine Kindergrundsicherung zu debattieren, die vielleicht am Sankt-Nimmerleins-Tag kommt, wäre es ein richtiger und konkreter Schritt, endlich die Kindergeldanrechnung bei Hartz IV zu beenden. Damit wäre es dann auch glaubhafter, dass es wirklich um das Wohl von armen Kindern geht, und nicht nur um Lippenbekenntnisse.