Eine kluge Frau hat kürzlich einmal gesagt: Bayern ist ja ein wirklich liberales Land, aber gegen zwei Institutionen wird die CSU im Freistaat niemals die Hand heben. 1. gegen die katholische Kirche und 2. gegen den Bayerischen Fußballverband. Es scheint, die Dame – sie ist nicht Mitglied einer politischen Partei – hatte einen guten Instinkt. Beim Bayerischen Fußballverband jedenfalls kneift die Staatsregierung. Das ist seit gestern klar.

Natürlich ist es immer problematisch, einen Vorgang in eigener Sache zu kommentieren. Diesen Kommentar hätte es bei einer wie auch immer gearteten Sachentscheidung nicht gegeben, aber dass das bayerische Wirtschaftsministerium, die Landeskartell-Behörde, eine Entscheidung nicht fällt, weil ihr das zu viel Arbeit ist, das ist wohl ein einzigartiger, ein bemerkenswerter Vorgang.

Worum geht es? Der „Nordbayerische Kurier“ wehrt sich, gemeinsam mit einer Handvoll weiterer bayerischer Zeitungsverlage, gegen das jüngste Begehren des Bayerischen Fußballverbands, für Fußball-Videos aus Amateurligen Lizenzgebühren zu verlangen. Da der BFV unter seinem – sagen wir mal – sehr selbstbewussten Präsidenten Dr. Rainer Koch bei diesem Thema eigentlich nichts zu sagen hätte, weil das Angelegenheit der betroffenen Fußballvereine ist, hat er als Hebel die Spiellizenzen gewählt: Wenn die SpVgg Bayreuth, um ein Beispiel zu nennen, in der jetzt zu Ende gegangenen Saison dem Verband das Hausrecht nicht überlassen hätte, hätte die „Altstadt“ nicht Regionalliga spielen dürfen.

Das wollten sich die bayerischen Zeitungsverlage, für die Fußball- Videos ein Service sind, aber kein Erlösmodell, nicht gefallen lassen. Vor kurzem bekamen sie mit einer einstweiligen Verfügung recht und dürfen derzeit wieder filmen ohne zu bezahlen. Der zweite Ansatzpunkt, das Kartellrecht, endete indes jäh. Mit einem Schreiben von Ilse Aigners Wirtschaftsministerium, das in dem Satz gipfelt: „Die Personalsituation der Landeskartellbehörde steht der Einleitung eines Verfahrens derzeit entgegen.“ Man möge vor Gericht gehen. Zu klären, ob der übrigens vom Freistaat auch jährlich mit sechsstelligen Zuschüssen bedachte Verband sein Monopol ausnutzt, sei „nicht mit vernünftigem Aufwand möglich“.

Ach so, keine Zeit, zu viel Arbeit. Na wunderbar. Als der Kurier vor gut eineinhalb Jahren herausfinden wollte, was der Bayerische Landtag dem damaligen CSU-Abgeordneten Walter Nadler als Gehalt für die häusliche Sekretärin und Ehefrau überwies, gab es ein solches Argument nicht. Im Gegenteil, damals verfassten die Landtags-Juristen 20-seitige, bis ins Detail ausgefeilte Schriftsätze und Bescheide. Als es darum ging, sich selber zu schützen, war dem System kein Aufwand zu groß.

Bleibt also nur, BFV-Präsident Rainer Koch zu gratulieren. König Horst hält zuverlässig seine Hand über ihn – ihn, den neulich mal die „Mittelbayerische Zeitung“ ganz ungeniert als „Bonsai-Blatter“ bezeichnet hatte. Passt schon.


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