Vieles von dem, was Herr Kocholl geschrieben hat, hätte er sich sparen können, wenn er anerkennen würde, dass auch diese Tristan-Inszenierung eine Regie-Theater-Veranstaltung ist.
Er bemerkt mehrfach, dass das Publikum mit vielen Passagen dieser Inszenierung nicht einverstanden ist und in allen Vorstellungen Buhrufe erschallten. Kein einziges Wort verliert er jedoch zu der Fahrstuhl-Fahrerei im ersten Akt und zu dem Gefängnis im zweiten Akt.
Das alles verwirrt und lenkt ab. Das Publikum hat das Stück längst verinnerlicht und will es so sehen, wie Wagner es geschrieben und komponiert hat. Ganz eindeutig wird hier gegen die Musik und die Dramaturgie Wagners inszeniert. Im letzten Absatz bemerkt der Kritiker, dass es gut ist, dass die Regisseurin dieses von technischem Spektakel überquellende Stück „ziemlich unromantisch inszeniert“ hat. Im nächsten Satz wundert er sich erneut, dass ein Teil des Publikums das ganz anders sieht.
Und so bleibt ihm zum guten Schluss nur noch die Bemerkung übrig, dass „gerade diese Aufführung gezeigt hat, dass bei Tristan und Isolde die Inszenierung eigentlich nebensächlich“ ist. Dann können wir das Festspielhaus ja für andere Aufgaben zur Verfügung stellen.
Trotzdem sieht Herr Kocholl die „Festspiele wieder an der Spitze“, zumal er ja auch mit den Handyfotos der Pausenmusik eine weltweite Werbung für die Festspiele ausgemacht hat. Schade nur, dass auch der Tannhäuser im Fernsehen gezeigt wurde, der macht alles wieder kaputt.