Thema: Festspiele Eigenwillige Verfälschung

Leserbrief von Karl Linder, Solingen
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Venus rockt die Wartburg“, Kurier vom 27. Juli, und „Neuinszenierung für Fortgeschrittene“, Kurier vom 31. Juli.

 
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Richard Wagners „Tannhäuser“ spielt sich in der Sagenwelt ferner Jahrhunderte ab. Die Sprache und die Musik strahlen eine Atmosphäre aus, die unser Gefühl anspricht und uns die Kultur und die Werte dieser Zeit erspüren lassen. Wer seine Sinne für diese geheimnisvolle Ferne zu öffnen versteht, genießt ein wunderbares Opernerlebnis.

Leider aber wird auch der Tannhäuser heute zu oft, und wie es zurzeit auch auf den Bayreuther Festspielen geschieht, so modernistisch und entstellt aufgeführt, dass der ursprüngliche Sinn dieses großartigen Musikdramas zugunsten von blödsinnigem Getue auf der Bühne kaum noch zu erkennen ist.

Tannhäuser als Charaktergestalt erscheint in Bayreuth zunächst als verwirrter Clown und endet als völlig heruntergekommene Elendsperson.

Was sich der Regisseur dabei gedacht hat, interessiert mich nicht. Im Einklang mit vielen Wagnerianern möchte ich in Bayreuth und auf anderen Bühnen Wagners Werk gern weitgehend unverfälscht hören, sehen und spüren können.

Anmerkungen: Unter künstlerischer Freiheit sollte nicht verstanden werden, dass dem Regisseur die Möglichkeit gegeben wird, eigenwillig ein Kunstwerk wie Tannhäuser verfälschend auf die Bühne zu bringen.