Teurer Freund für den kleinen Louis

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Patin Andrea Gora (links) hat die Spendenaktion für Louis ins Leben gerufen, Mutter Katja Stabler (rechts) ist dankbar – und sie hat sich inzwischen ein dickes Fell zugelegt. Hat sie sich doch auch schon Äußerungen gerade von älteren Mitbürgern anhören müssen wie etwa auf einem Supermarkt-Parkplatz: „Sie wissen schon, was man früher mit solchen Kindern gemacht hat.“ Das müsse man nicht kommentieren, sagt sie. Foto: Stefan Brand Foto: red

Louis ist gerade einmal 19 Monate alt. In dieser kurzen Zeit hat er Schicksalsschläge erlebt, die eigentlich für mehrere Leben reichen. Doch seine Mutter Katja Stabler kämpft um ihren Sohn und er gegen eine tückische Krankheit. Um den Kampf erfolgreich zu bestehen, könnte ein Therapiehund wertvolle Hilfe leisten.

 
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Doch bis es so weit ist, wird es noch geraume Zeit dauern. Dafür ist eine sorgfältige, spezielle Ausbildung nötig. Und die kostet richtig viel Geld. Andrea Gora, die Patentante von Louis, hat deshalb eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Mit einer Resonanz, die nicht nur sie überrascht.

Was Louis schon alles durchmachen musste: Schon im Mutterleib erkannten die Ärzte, dass da nicht alles in Ordnung ist. Nach der Geburt stellte sich rasch heraus, dass man mit dieser Diagnose richtig lag Auffälligkeiten im Körperbau, in der Wirbelsäule und der Kopfform waren die äußerlichen Anzeichen. Und: „Louis hatte praktisch seine linke Seite vergessen“, sagt Katja Stabler. Er konnte keine Muskelspannung aufbauen. Das wirkte sich auch auf seine Motorik, auf seine Bewegungsfähigkeit aus. Ein Problem, das bis heute anhält: „Er hat nicht die Kraft, sich selbst aufrecht zu halten“, so die 36-Jährige. Ein Krankheitssyndrom, das in dieser Form bisher unbekannt war. „Louis scheint wohl der einzige Fall zu sein, bei dem das vorliegt, die Forschung der Humanmedizin läuft auf Hochtouren, aber noch ohne Ergebnis“.

Kaum daheim, schon eine OP

Kaum daheim, musste Louis schon wieder in die Klinik. Eine Operation am Darm stand an, ein Leistenbruch musste behoben werden. Während der OP versagte die Brustmuskulatur, die Atmung drohte auszufallen. Louis bekam einen Luftröhrenschnitt. „Dieser 3. November war so etwas wie sein zweiter Geburtstag, es war gut, dass viele Ärzte dabei waren“, sagt Katja Stabler. Es folgten vier Wochen auf der Intensivstation, Louis wurde über eine Magensonde ernährt. Das drohte ein Dauerzustand zu werden, weil Louis nicht in der Lage war, Nahrung in normaler Form zu sich zu nehmen. Die Konsequenzen: „Es wurde regelmäßig etwas zugeführt, das er oft wieder erbrach. Oft zehn- bis 20-mal am Tag“

Wenn die Kasse nicht zahlt

Da die Krankenkassen in Deutschland eine sogenannte „Sondenentwöhnung“ erst dann zahlen, wenn alle operativen Möglichkeiten erschöpft sind und die Eltern von Louis weitere nicht zumuten wollten, wandten sie sich an ein Esslernschule in Graz – „die beste Entscheidung, die wir treffen konnten“. Innerhalb von zehn Tagen gelang es den Fachleuten in Österreich, Louis zu animieren, Ernährung über den Mund zu sich zu nehmen. Ein enormer Fortschritt. Essen wie andere Kinder in seinem Alter kann er immer noch nicht. Weil die Vernarbung des Luftröhrenschnitts eine Verengung der Luftröhre bewirkte. Seine Mutter: „Wenn da ein Krümel reinkommt, denkt er, er erstickt.“ Das sei ein Gefühl wie beim Ertrinken. Es löst Panikattacken aus. Immerhin: Er kann nun ohne Probleme Nahrung aus einer Spritze zu sich nehmen, lutscht auch Brei.

Wie ein Hund Louis noch glücklicher machen könnte: Klar, angesichts dieser Vorgeschichte hat die Familie Tag für Tag eine schwere Belastung zu bewältigen. Andrea Gora, die Schwester von Katja Stabler und Patin von Louis erkundigte sich, welche Hilfestellungen in solchen Fällen denkbar sind. Und stieß auf die Erfolgsbilanz des Vereins „Rehahunde Deutschland“, der seinen Sitz bei Rostock hat. „Da geht es nicht um normale Begleithunde, da geht es um Vierbeiner mit einer ganz individuellen Ausbildung speziell für das betroffene Kind.“ Die biete in Deutschland eben nur dieser Verein an.

Ohne Spenden geht da gar nichts

Es handelt sich um einen gemeinnützigen Verein, der sich ausschließlich über Spenden finanziert. Und da braucht es eben erst eine gewisse Summe, ehe der Verein auch tätig werden kann. Für Louis bedeutet dies: „Es sind rund 28.000 Euro erforderlich“, so Andrea Gora. Ehe nicht 20.000 Euro zusammen sind, bleibt der Startschuss aus, „sonst ist das Risiko für den Verein zu hoch“. Denn der Aufwand ist enorm. Als geeignet eingestufte Welpen kommen erst einmal für ein Jahr zu einer Patenfamilie, in der möglichst auch Kinder leben. Dort erhalten sie ihre Grundausbildung. „Erst dann folgt die Spezialisierung durch eine Trainerin“.

Ist der Hund auch geeignet?

Und erst dann zeige sich auch, ob der Hund wirklich geeignet ist für einen Fall wie Louis. Ist das der Fall, kommt die Trainerin mit dem Tier zu den Betroffenen zwei Wochen lang ins Haus. Dort wird die Integration geübt, die Trainerin stellt eine Beziehung zwischen Kind und Hund her. Sie schult auch die Eltern, wie diese die Ausbildung fortsetzen können. All das ist wie gesagt teuer. Und für die Familie allein nicht zu schultern. Daher kam Andrea Gora auf die Idee, über Facebook einen Spendenaufruf zu starten. Mit einem Ergebnis, das sie verblüffte: Innerhalb einer Woche kamen über 5000 Euro zusammen. Inzwischen sind es rund 7000. Doch der Weg ist noch weit, allein über private Spenden ist das Ziel kaum zu erreichen.

Das Sponsoring: Die beiden Schwestern bauen auf Unterstützung aus der Firmenwelt. Große Unternehmen seien da meist außen vor, „die haben in der Regel schon große Projekte“. Aber der Mittelstand aus der Region ticke da anders, da gebe es schon positive Signale. Wie auch aus der Vereinswelt von Pottenstein bis ins Ahorntal und darüber hinaus. So manche beteiligen sich extra deswegen am Wettbewerb „Cold Water Grill Challenge 2018“, um die daraus resultierenden Erlöse dann für Louis zu spenden. Die werde auch vom Rehahunde-Verein honoriert, „er sucht jetzt schon nach Hunden, die infrage kommen“.

Das Ziel: Was Andrea Gora betont: „Jeder kleine Betrag hilft uns weiter, für Louis einen vierbeinigen Freund zu finden, der sein Leben leichter und schöner macht“. Die Erfahrung zeige, das Kinder mit einer Behinderung oder einer verzögerten Entwicklung wie bei Louis auf Tiere ganz anders zugehen als auf Menschen – auch als auf die eigenen Eltern. „Das würde seinen Bewegungstrieb fördern, das würde ihm aber auch mehr Sicherheit geben. Weil dann immer das Gefühl hart, es passt jemand auf ihn auf.“

Und - man mag es ja kaum glauben - derart geschulte Hunde erkennen rechtzeitig, wenn Atemprobleme bevorstehen, wenn sich ein Krampf ankündigt, „das kann auch lebensrettend sein; auch wir müssen ja mal schlafen“.


Info: Spenden können direkt an den Verein Rehahunde Deutschland e.V. fließen: IBAN: DE85 1309 0000 0152 5341 18, BIC: GENEODEVI HRI. Wichtig: Es muss der Verwendungszweck „Louis Stabler“ angegeben werden.

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