Test: Toyota Mirai Wenn das Auto Wasser lässt

Auf den E-Auto-Zug sind mittlerweile fast alle Hersteller aufgesprungen. Die Wasserstoff-Technologie treiben nur noch sehr wenige voran. Toyota zum Beispiel – mit dem Mirai.

 
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Größer könnte das Missverständnis kaum sein. „Warum lassen Sie den Motor laufen, wenn Sie einen Einkaufswagen holen? Das ist Umweltverschmutzung“, schimpft die resolute Dame mittleren Alters, während ihr Mann ratlos auf die Dampfwolke schaut, die unter dem Toyota Mirai hervorkommt. Denn schließlich ist nur ein Zischen, aber kein Motorengeräusch zu hören. Das Missverständnis ist schnell geklärt. Denn die vermeintliche Abgaswolke ist reiner Wasserdampf, der nach jeder Fahrt abgelassen wird – denn der Mirai ist ein Wasserstoffauto.

5,6 Kilo Wasserstoff

Was bei der nun deutlich weniger resoluten Dame sichtliches Interesse weckt. Wie funktioniert das? Der Mirai produziert seinen eigenen Strom. Und zwar mittels einer Brennstoffzelle, die unter der Motorhaube steckt und von der man eigentlich nur unter Volllast ein entferntes Geräusch hört, das eine Mischung aus Summen und Gurgeln ist. In dieser Brennstoffzelle reagiert der in drei Tanks (insgesamt 5,6 Kilo Fassungsvermögen) mitgeführte Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft.

Wasser und saubere Luft

Heraus kommt Strom, der entweder direkt den 182 PS starken Elektromotor antreibt, oder in eine kleine, gut 1,2 kWh fassende Batterie geladen wird, die auch den während der Fahrt unter anderem beim Bremsen wiedergewonnenen Strom aufnimmt. Und eben reines Wasser. Zudem betont Toyota, dass die wieder ausgestoßene Luft sauberer aus dem Mirai herauskommt als sie angesaugt wurde, weil sie innermotorisch gereinigt wird. Treibhausgase fallen zumindest lokal nicht an. Alles Fakten, die das Ehepaar schließlich mit einem Lächeln die eigenen Einkäufe angehen lässt.

Herkunft entscheidend

Wobei man noch über die Herkunft des Wasserstoffs hätte reden sollen. Denn die ist noch überwiegend fossil, mit Erdgas als Ursprung. Allerdings: Es gibt Pilotprojekte, bei denen Wasserstoff mittels Windkraft hergestellt wird. Was zu einer ganz anderen Umweltbilanz führt.

Erst rund 100 Tankstellen

Allerdings: Vor allem längere Fahrten müssen gut geplant sein. Denn noch gibt es in ganz Deutschland gerade mal rund 100 Tankstellen, an denen sich der Wasserstoff bunkern lässt. Dafür ist der Tankvorgang im Grunde so einfach und schnell wie bei Benzin und Diesel. Der Preis ist subventioniert, 9,50 Euro sind’s pro Kilo.

Ordentliche Reichweite

Damit kommt man grob 100 Kilometer weit. In der Stadt mit vielen Rekuperationsphasen weiter – wenn man auf der Autobahn allerdings jenseits der Richtgeschwindigkeit unterwegs ist, sind es auch deutlich weniger. Auch die Klimatisierung zieht spürbar Saft. Wir kamen im Schnitt auf 1,21 Kilo und damit auf einen realistische Reichweite von rund 450 Kilometern.

Kein Schnäppchen

Kilometer, die der Mirai vor allem mit großer Gelassenheit zurücklegt. Der Vortrieb ist zwar nachdrücklich, aber nicht brachial, das Fahrverhalten eher komfortabel. Platz ist ordentlich, aber auch wieder nicht so viel, wie man bei einem fast fünf Meter langen Auto vermuten würde. Hinten rückt das Dach dem Scheitel nahe, der Kofferraum hat wegen eines davor liegenden Tanks eher Kleinwagenformat. Das Design ist modern, aber lange nicht mehr so brachial-futuristisch wie beim Vorgänger. Ansonsten: Angenehme Materialien und jede Menge Assistenten. Alles ab knapp 64.000 Euro. Pioniergeist – und den hat Toyota beim Wasserstoff im Gegensatz zum E-Auto – kostet halt.

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