Terrassengärten: Bald keine Sackgasse mehr

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Rund 30 Grad musste sie dieser Tage schon aushalten, die Agave, die sich direkt an den Rand der Stadtmauer schmiegt. Und weil sie die Wärme schätzen, blühen hier bereits die Schlüsselblumen, auf den kargen steinigen Beeten, die sich terrassenförmig angelegt vom Marienplatz bis hinunter in die Unterstadt schlängeln.

 
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Hollfelds Terrassengärten sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert, aber jetzt, im Frühjahr, wenn manche Beete noch sehr kahl sind, ein wunderbares Fleckchen Erde, um Sonne zu tanken und auszuruhen.

Anbindung an Katzensteig

Heuer soll die Gartenanlage auch endlich keine Sackgasse mehr sein, sondern die seit vielen Jahren gewünschte Anbindung an den Katzensteig bekommen. Dazu braucht es nur eine Treppe vom letzten unteren Absatz hin zu einem Platz mit einer Scheune, deren Dach angeschrägt wird, erzählt Heike Blume vom Bauamt der Stadt Hollfeld. Auf diese Weise wird ein Fußweg auf den Katzensteig möglich. Spaziergänger können endlich den idyllischen Weg über die Terrassen hinauf oder hinunter laufen, ganz nach Belieben, und den Blick hinüber ins Künstlerviertel mit den von Thomas Brix aus Eckersdorf und Volker Wunderlich aus Goldkronach gestalteten Fassaden und zur „Mona Lisa“ genießen, oder sich einfach – auf einer Bank sitzend – am Summen der Bienen erfreuen.

Früher Gemüsegärten

Was heute ein Ort zum Bummeln und Ausruhen ist, waren früher richtige Gemüsegärten, erzählt Heike Blume, die gelernte Gärtnerin, die immer wieder auch mal Führungen durch die Anlage macht. An den Stellen der Stadtmauer, wo heute Wasserfallrosen ihre langen Ranken nach unten schicken und der Blauregen in dicken, skurril gewachsenen Trieben nach oben wächst, standen früher Leitern und die Besitzer der Stadtwohnungen darüber nutzten die jeweils zugehörigen kleinen Parzellen, um Gemüse anzubauen. Gießwasser musste über die Leitern zu den Beeten transportiert werden. Ein enormer Aufwand. „Aber das Gemüse gedieh scheinbar gut.“ Es lohnte sich.

Nur selten gießen

Heute hat man die Pflanzen den Bedingungen, die sie hier vorfinden, angepasst. Denn gegossen werden kann auch in heißen Sommern nur bedingt. „Das könnte der Bauhof gar nicht leisten“, sagt Heike Blume.

Wolfsmilch und Königskerze

Über den Fels, der hier überall ansteht und oft auch die Form der Beete bestimmt, wuchert rotgelbes Sedum, Königskerzen entfalten bereits ihre Blattrosetten und aus den Ritzen der Mauer quillt Walzenwolfsmilch. Sie alle miteinander sind wahre Trockenkünstler, ebenso wie die Feuerwanzen, die sich hier jagen, und haben keinerlei Probleme mit der prallen Sonne, die innerhalb kürzester Zeit die Temperaturen in die Höhe jagt.

Auch ein Feigenbaum, eingeklemmt zwischen Mauer und Fels, scheint sich hervorragend an das oberfränkische Klima angepasst zu haben, denn er trägt Früchte, wie die Mumien, die an den noch kahlen Zweigen hängen, erkennen lassen.

Kakteen mit Dach

Ein kleines Holzdach schützt einige Kakteen, damit ihre Wurzeln vom Regen nicht freigespült werden. „Denn nur dann erfrieren sie“, erklärt Heike Blume. Minusgraden im Winter trotzen sie problemlos.

Traubenhyazinthen, Tulpen und Schlüsselblumen blühen jetzt um die Wette, als ob sie die Zeit aufholen müssten nach der langen Kälteperiode. Und auch im Rosenbeet etwa in der Mitte tut sich einiges. „Rote Woge“, „Angela“, „Leonardo da Vinci“ treiben kräftig aus, um dann im Juni ihr Blütenfeuerwerk zu entfachen. Dazwischen immer wieder Ruhebänke und auch manche Steinskulptur, die das Werk des Künstlers Natur noch unterstreicht.

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