Als «größte Herausforderung im Sport» nannte es Djokovic vor dem Gipfeltreffen, Nadal bei den French Open zu schlagen. Dessen Bilanz las sich vor dem Finale wahrhaft furchteinflößend: Zwölf Mal hat Nadal die French Open gewonnen, 99 Matches hier für sich entschieden. Mit diesem Selbstbewusstsein und dieser Selbstsicherheit trat er auf.
Zum 2:1 gelang ihm in Durchgang zwei das erste Break, Nadal machte einfach weiter und ließ Djokovic zwischendurch fast bemitleidenswert aussehen. 48 Minuten dauerte Durchgang eins, 47 Minuten Durchgang zwei - und es stand 6:0, 6:2. Nadal verschwand für einen kurzen Augenblick in der Umkleidekabine, seiner Konzentration schadete dies zunächst nicht.
Ohne Satzverlust war Nadal durch das bisherige Turnier geflogen, Djokovic gab im Viertelfinale einen Satz ab und musste im Halbfinale gegen den Griechen Stefanos Tsitispas über die volle Distanz gehen. Seine Jahresbilanz vor Paris las sich jedoch ebenso beeindruckend wie die French-Open-Statistik seines Gegners. Djokovic hatte in dieser wegen der Coronavirus-Pandemie lange unterbrochenen Saison bis dato jedes Match, das er zu Ende gespielt hat, gewonnen.
Beim ATP-Cup, den Australian Open, in Dubai, beim Cincinnati-Masters und beim Rom-Masters hat Djokovic nicht ein einziges Mal verloren. Nur bei den US Open flog er im Achtelfinale raus, weil er einen Ball weggeschlagen und dabei eine Linienrichterin getroffen hatte und disqualifiziert wurde. Im dritten Satz musste Djokovic zum 2:3 erneut einen Aufschlagverlust hinnehmen, doch diesmal konterte er mit seinem ersten Break zum 3:3. Mit rudernden Armbewegungen animierte er die Zuschauer (und sich selbst) und leistete noch einmal Gegenwehr.
Bis zum 5:5 hielt er den Satz offen, doch dann bescherte ein Doppelfehler Nadal das Break zum 6:5. Gegen diesen Nadal an diesem Tag reichte Djokovics Leistungssteigerung nicht mehr.