Tag-und Nacht-Gleiche Warum werden die Tage ab jetzt kürzer?

Markus Brauer/

Lauschige helle Sommerabende: Damit es zunehmend vorbei. Abends ist es früher dunkel, morgens später wieder hell. Und das geht derzeit immer schneller. Doch warum ist das so?

 
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Abendstimmung in Hamburg: Passanten genießen den Sonnenuntergang an der Außenalster. Foto: dpa/Marcus Brandt

Die Tage werden derzeit kürzer und das immer schneller. Die tägliche Differenz wird bis zur Tag-und-Nacht-Gleiche (auch Äquinoktium genannt) Ende September weiter zulegen: Dann macht sie pro Tag mehr als 4 Minuten aus. Um die Zeit der Winter- und der Sommersonnenwende – also Ende Juni und Ende Dezember – ist es dagegen nicht einmal eine halbe Minute.

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Zur Info: Als Äquinoktium (von lateinisch aequus‚ gleich und nox‚ Nacht) oder Tag-und-Nacht-Gleiche werden die beiden Kalendertage eines Jahres bezeichnet, an denen Tag und Nacht etwa gleich lang sind. Das gilt an jedem Ort der Erde, die unmittelbare Umgebung der Pole ausgenommen. Die Sonne geht an diesen Tagen überall auf der Erde fast genau im Osten auf und im Westen unter.

Seit Juni werden die Tage kürzer

Schon seit Ende Juni werden die Tage in Deutschland kürzer. Warum verändert sich die Tageslänge – also die Dauer des lichten Tages – überhaupt? „Das hat mit der scheinbaren Bahn der Sonne am Himmel zu tun“, erläutert Klaus Reinsch vom Institut für Astrophysik und Geophysik der Universität Göttingen.

Die Projektion dieser scheinbaren Sonnenbahn, welche die Umlaufbahn der Erde um die Sonne widerspiegelt, beschreibt wegen der gegenüber der Bahnebene geneigten Erdachse im Jahresverlauf eine sinusförmige Kurve am Himmel.

 

Sommer- und Wintersonnenwende

Diese Kurve flacht an den Scheitelpunkten oben und unten – zur Sommer- und zur Wintersonnenwende – ab und erreicht ihre größte Steigung zwischen diesen Punkten, bei den Tag-und-Nacht-Gleichen im Frühjahr und Herbst.

Dann stehe die Sonne am Himmelsäquator und wechsle zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre am Himmel, so der Experte. Zu dieser Zeit ändert sich die Deklination – also der himmlische Breitengrad – von Tag zu Tag besonders stark, und damit auch die Tageslänge.

Große Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland

In Deutschland ändert sich die Dauer des lichten Tages im Jahresverlauf deutlich und mit beträchtlichen Unterschieden zwischen Nord und Süd:

  • Auf Sylt – bei 55 Grad nördlicher Breite – dauern die Tage Ende Dezember keine 7 Stunden, Ende Juni dagegen mehr als 17.
  • In den bayerischen Alpen – bei 47 Grad nördlicher Breite – sind es im Winter gut 8 Stunden, im Sommer dagegen deutlich unter 16.

Das ist der Grund für die unterschiedlichen Tageslängen

„Schuld an den unterschiedlichen Tageslängen ist im Wesentlichen, dass die Erde mit ihrer geneigten Achse bei ihrer fast kreisförmigen Bahn unterschiedlich zur Sonne ausgerichtet ist“, erklärt Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg.

Direkt an den Polen bleibt es dadurch – je nach Ausrichtung – im jeweiligen Sommer ein halbes Jahr lang entweder hell oder aber dunkel, am Äquator dagegen ändert sich die Tageslänge im Jahresverlauf kaum.

Was wird zur Sommersonnenwende gefeiert?

Sommersonnenwende
Im heidnischen Mitteleuropa galt die Sommersonnenwende am 21. Juni als Höhepunkt im Jahresablauf und Anlass für Feste zu Ehren der Fruchtbarkeit. Nach der Christianisierung der Germanen versuchte die Kirche, das heidnische Fest abzuschaffen. Als dieses Unterfangen scheiterte, legte man den Gedenktag an Johannes den Täufer auf den 24. Juni und übernahm zahlreiche alte Feuer- und Wasserbräuche des Sonnwendfestes in den Zusammenhang des christlichen Glaubens.

Mitsommernacht
In der Folgezeit war es die Johannisnacht, die wie zuvor die Mitsommernacht als „Freinacht“ im Volksglauben sagenumwoben und geheimnisumwittert blieb. Es hieß, Hexen und Dämonen seien los, man schnitt Wünschelruten und munkelte, dass sich in dieser Nacht Wasser in Wein verwandle und Tiere sprechen könnten. Auch sollten sich aus Bergschlünden verborgene Schätze heben lassen, während aus Bächen und Seen der Klang versunkener Glocken zu hören sei.

Brauchtum
Allerdings empfanden die Menschen die milden Sommernächte nicht als gar so gespenstisch wie die Rauh- und Hexennächte des Winters und des Frühlings. Also gestalteten sie ihre Abwehrbräuche zu heiteren Volksfesten aus.

Wasserbräuche
Mit Wasserbräuchen verband sich früher die Notwendigkeit, einmal im Jahr den Zustand der gemeinschaftlichen Schöpf-, Zieh- oder Fließbrunnen zu überprüfen. Instandhaltung und Reinigung der öffentlichen Brunnen oblagen stets der Dorfgemeinschaft. Nach getaner Arbeit fand man sich zu den traditionellen Brunnenfesten zusammen, um bei Eiern und Speck und so manchem Krug Bier zu feiern. Vielerorts war es zudem Brauch, aus diesem Anlass die Brunnen mit Blumen, bunten Bändern und ausgeblasenen Eiern zu schmücken. Im Volksbrauch kam dem Wasser darüber hinaus noch eine weitere Bedeutung zu: Man schöpfte frisches Wasser, badete vor Sonnenaufgang in einem Teich oder wusch sich mit frischem Morgentau, um Schönheit und Gesundheit zu erlangen. Neben dem lebensnotwendigen Wasser galt auch das Feuer als gegensätzliches Element in dieser Zeit als besonders segensreich und wirksam.

Feuerbäuche
Am Abend der Mittsommernacht und der Johannisnacht fanden sich die Menschen zum Feuerspringen auf dem Dorfplatz ein oder zogen auf eine in der Gemarkung gelegene Anhöhe, um dort das Brennen der Sonnwend- oder Johannisfeuer zu beobachten. Wer sich traute, allein oder Hand in Hand mit seiner „Herzdame“das heruntergebrannte Feuer zu überspringen, dessen Mut sollte mit Gesundheit und langem Leben belohnt werden. In Flachsanbaugebieten achtete man zudem darauf, daß die Burschen möglichst hoch über die niedersinkende Glut sprangen. Je höher sie sprangen desto besser sollte der Flachs gedeihen. Oftmals wurde auch das Vieh über die Asche getrieben, um es vor Seuchen und Behexungen zu schützen. Um Blitz- und Hagelschlag abzuwehren nahm sich manch einer eine Handvoll Asche mit nach Hause und verstreute sie im Stall und in den Stuben.

Scheibenschlagen
Als Höhepunkt einer jeden Sonnwendnacht wurde indes das vielerorts geübte Scheibenschlagen angesehen: Zu diesem Zweck wurden kleine runde Scheiben aus Buchenholz geschnitten, in der Mitte durchbohrt und auf einen langen Haselstock gesteckt, den man ins Feuer hielt. Waren die Scheiben rotglühend geworden, wurden sie durch die Luft gewirbelt und in hohem Bogen weggeschleudert. Sie zeichneten dann einen hohen, rot aufsprühenden Bogen und sausten bergab.

Sonnwendfeuer
In alter Zeit wurden dabei Zaubersprüche und Beschwörungsformeln gesprochen, die den Umlauf der Sonne und damit Wachstum und Gedeihen der Feld- und Gartenfrüchte fördern sollten. Dort, wo man sich seitens der Kirche der aus vorchristlicher Zeit stammenden Sonnwendfeuer angenommen hatte, brannten die Feuer nunmehr als Johannisfeuer auf dem Kirchplatz, und der Ortsgeistliche selbst segnete die Glut und bat um reichen Erntesegen.