Synagoge vor der Wiedereinweihung

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Es hat ein bisschen Gänsehautfaktor: Die Bayreuther Synagoge, seit mehr als drei Jahren wegen der grundlegenden Sanierung geschlossen, wird zur gleichen Zeit fertig wie das benachbarte Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus. Damit blättern die Mutter - die Synagoge war als Markgräfliche Comödie unmittelbarer Vorläuferbau des Opernhauses - und die Tochter neue Kapitel in der Geschichte auf.

 
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Es gibt eine weitere Parallele, die die beiden höchst geschichtsträchtigen Gebäude verbindet: Sowohl im Opernhaus als auch in der Synagoge bringt die Sanierung und Restaurierung den ursprünglichen räumlichen Zustand wieder. Wenn auch in der Synagoge als Übersetzung in die Neuzeit. Für die jüdische Gemeinde in Bayreuth ist die bevorstehende religiöse Einweihung, die wohl im März und damit genau 258 Jahre nach der ersten Einweihung stattfinden wird, der zweite große Schritt auf einem langen Weg. "Der erste Schritt war der Bau der Mikwe", sagt Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, am Donnerstag im Gespräch mit dem Kurier. "Der zweite Schritt war die Sanierung der Synagoge. Und im Frühjahr wird - wenn mit Hilfe von oben alles gut geht - die Sanierung des Gemeindehauses beginnen."

Ziel: Jüdisches Kulturzentrum in der Münzgasse

Das Ziel ist ein jüdisches Kulturzentrum in der Münzgasse, das sich aus dem Kultusbereich - Mikwe und Synagoge - und Kulturbereich - dem Gemeindehaus - zusammensetzt. "Der Kultusbereich ist jetzt so gut wie fertig. Es sind nur noch wirklich kleine Restarbeiten zu machen", sagt Felix Gothart. Die ersten Gottesdienste haben "schon probeweise", wie Gothart sagt, in der Synagoge stattgefunden. Die Sanierung des ältesten noch als Synagoge genutzten Gotteshauses Deutschlands war mit rund 3,8 Millionen Euro veranschlagt, "rund 3,5 Millionen Euro werden wir brauchen", sagt Gothart. Beim Bau der Mikwe, der wegen ihres artesischen Wassers wohl reinsten Europas, "haben wir eine Punktlandung bei den veranschlagten 1,2 Millionen Euro geschafft".

Wiedereinweihung 258 Jahre nach der ersten Einweihung

Die religiöse Wiedereinweihung der Synagoge soll im März stattfinden, in etwa zu dem Zeitpunkt wie 1760. "Ab April werden wir die Synagoge dann auch der Öffentlichkeit in Führungen - nach Voranmeldung - präsentieren können. Es ist eine große Nachfrage da, wir mussten die Leute immer wieder vertrösten, weil noch einiges zu tun war", sagt Gothart. Auch ins Welterbe Opernhaus darf die Öffentlichkeit im April: Am 17. April wird die erste Gruppe den prachtvollen Innenraum besichtigen können. "Wir wollen das ganze Jahr über Veranstaltungen machen, auch Konzerte im Sommer in unserem Garten, um die Wiedereröffnung nach der Renovierung mit der Öffentlichkeit zu feiern", sagt Gothart.

Große Feier kommt, wenn das Gemeindehaus fertig ist

Die ganz große Feier möchte sich die jüdische Gemeinde noch aufsparen. Für den besonderen Moment, wenn der dritte Schritt gegangen ist: Dann nämlich, wenn auch das Gemeindehaus fertig saniert und auf die Bedürfnisse der Gemeinde neu zugeschnitten ist. "Wie bereits bei der Synagoge ist es uns gelungen, ein renommiertes Architekturbüro im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung für das Projekt zu gewinnen: Das Büro Kister, Scheithauer, Groß plant die Sanierung und den Umbau. Die Architekten haben in Bayreuth die Fraunhofer-Gebäude gepant", sagt Gothart. Ein weiteres Millionen-Projekt, dessen Umsetzung "mindestens ein, wahrscheinlich zwei Jahre dauern wird", wie Gothart schätzt. "Das Gebäude ist marode."

Zurück zur alten Schönheit

Das künftige Gemeindehaus, das die Gemeinde bereits jetzt, während der Sanierung der Synagoge, teilweise als Ausweichstätte genutzt hat, wird äußerlich wieder sein ursprüngliches Aussehen erhalten: "Unter den Gesichtspunkten des Denkmalschutzes bekommt es seine alte Schönheit zurück", sagt Gothart. Unter anderem verschwinden auf der Seite zum Mühlbach die in den 70er Jahren eingebauten Dachflächenfenster, zurückgebaute Dachgauben kommen wieder. "Wir werden ein Museum einrichten können, das ein kleines Museumscafé bekommt, in dem wir koschere Produkte anbieten wollen. Außerdem werden wir Veranstaltungsräume für die Öffentlichkeit einrichten. Es wird natürlich auch Räume geben, die die Gemeinde für Veranstaltungen nutzen kann." Wenn dieser dritte Bauabschnitt abgeschlossen ist, wird es die ganz große Einweihung für das Jüdische Kultus- und Kulturzentrum geben, sagt Gothart.

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