Kein Erbe von Lewis, Klitschko und Co.
Tiafack kann damit nicht mehr in die Fußstapfen von Box-Superstars wie Lennox Lewis, Wladimir Klitschko und Anthony Joshua treten, die in der prestigeträchtigen Gewichtsklasse alle Olympiasieger wurden. Dabei war genau das sein Plan gewesen. "Ich traue mir einiges zu. Ich setzte meine Ziele relativ hoch", hatte Tiafack nach seinem Viertelfinalsieg gesagt: "Wer mich kennt, der weiß: Wenn ich in den Ring steige, dann will ich gewinnen. Das werde ich auch immer zeigen."
Fürs Finale hat es aber nicht ganz gereicht, die Niederlage nach Punkten fiel deutlich aus. Die Bronzemedaille ist dennoch der bislang größte Erfolg in der Karriere des gebürtigen Kameruners, der als 15-Jähriger zum Boxsport kam. Sein Talent war beim SC Colonia 06 früh zu erkennen. Mit 19 Jahren kürte er sich bereits zum deutschen Meister in der Elite-Klasse. Doch Verletzungssorgen und auch Gewichtsprobleme bremsten ihn immer wieder aus.
Seine Vorliebe für Süßigkeiten hatten dafür gesorgt, dass er oft zehn, zwölf Kilogramm zu viel mit sich herumschleppte. Inzwischen ernährt er sich gesünder und bewusster, im Ring agiert er dadurch explosiver und beweglicher.
Zweites Standbein: Autovermietung
An Willen im Ring hat es ihm nie gemangelt. Auch im wahren Leben musste er sich früh durchkämpfen. Mit seiner Mutter Josephine ("Ihr verdanke ich alles"), die seine Olympiakämpfe in Paris vor Ort verfolgte, war er als Achtjähriger alleine nach Deutschland gekommen, "da hatte ich gar keine andere Möglichkeit, als stark zu sein". Er probierte Fußball und Basketball aus, doch erst beim Boxen konnte er seine Emotionen in die richtigen Bahnen lenken. Sein sportliches Vorbild ist Mike Tyson, "so ein Kämpferherz haben nicht viele".
Sollte es mit der Profikarriere nicht klappen, hat sich Tiafack bereits ein zweites berufliches Standbein aufgebaut. Mit seinem Kumpel gründete er eine Autovermietung. "Ich wollte nie vom Sport abhängig sein. Beim Boxen kann jeden Tag etwas passieren", sagte er bei Sky: "Wenn ich davon abhängig wäre, würde meine sportliche Karriere oder mein Leben an einem seidenen Faden hängen."