Ein äußerst komplexer Eingriff
Eine Penis-Transplantation ist besonders hinsichtlich Durchblutung und Nervenversorgung ein äußerst komplexer Eingriff. Die Gefäße, die dabei genäht werden müssen, sind sehr klein und fein und die Fäden sind deutlich dünner als ein Haar. Die Ärzte müssen die Strukturen präparieren und dann mikro-chirurgisch wieder vereinen, so dass sie wieder funktionsfähig sind.
Aus medizinischer Sicht ist eine solche Operation, auch wenn sie erfolgreich ist, umstritten. Es besteht immer die Möglichkeit einer Abstoßungsreaktion. Die Patienten müssten ein Leben lang immunsuppressive Medikamente nehmen, die das Risiko einer Krebserkrankung erhöhten.
Mai 2016: Penis und Hodensack werden in den USA transplantiert
Im Mai 2016 transplantieren Chirurgen der Klinik an der Johns Hopkins Universität in Baltimore einen neuen Penis mitsamt Hodensack. Die 14-stündige Operation sei an einem US-Soldaten ausgeführt worden, der in Afghanistan verletzt worden war, teilt das Ärzte-Team mit. Die Transplantation solle auch den „Sexualfunktionen des jungen Mannes fast zum Normalzustand zurückverhelfen“, erklärt der Direktor für plastische Chirurgie, W.P. Andrew Lee.
Der Soldat bittet um Anonymität, gibt aber eine kurze schriftliche Erklärung ab. „Eine solche Verletzung ist irrsinnig, es ist nicht leicht, sie zu akzeptieren“, erklärte er. „Als ich aufgewacht bin, habe ich mich endlich wieder normal gefühlt.“
April 2017: Zweite erfolgreiche Transplantation in Südafrika
Am 21. April 2017 führt ein Operationsteam der Stellenbosch University und des Tygerberg Academic Hospital unter Leitung von André van der Merwe eine zweite Penis-Transplantation durch. In einem neuneinhalbstündigen Eingriff transplantieren die Ärzte erfolgreich einen Penis auf einen 40-jährigen Mann, der 17 Jahre zuvor seinen Penis verloren hatte – ebenfalls in einer verpfuschten traditionellen Beschneidung.
Die Stellenbosch University ist damit das einzige medizinische Zentrum der Welt, das zwei Penis-Transplantationen erfolgreich abgeschlossen hat.